Der britische Bildhauer Barry Flanagan ist seit Ende der 70er Jahre bekannt für eine Vielfalt an Bronzeskulpturen und Zeichnungen
rund um ein Motiv – den Hasen.
Flanagans Frühwerk, ab Mitte der 60er Jahre, kennzeichnen jedoch Objektassemblagen aus Sand und Papier, die in Stoffhüllen
eingenäht werden. Andere Objekte dieser Zeit entstehen aus Faltungen von Stofftüchern, die mitunter auch von einer Leine hängen.
Er stellt sich mit diesen Objekten in Materialwahl und Verarbeitung gegen traditionelle bildhauerische Arbeitsweisen.
Barry Flanagans erster Hase ("Leaping Hare") entstand 1979. Diese Hasen springen mit überstreckten Läufen, einer Ballerina
gleich, über eine Glocke („Hare Bell“) oder andere Gegenstände. Berühmte Kunstwerke zitierend, wie zB. Rodins Denker, lässt
er seine Hasenfiguren in die Rolle des Darstellenden schlüpfen. In seinem Werk „Pirate Wheel“ (2005) kombiniert er die bekannte
Ready-made Skulptur „Fahrrad-Rad“ mit einem darüber springen Hasen und stellt somit einen Bezug zum konzeptionellen Werk Marcel
Duchamps her.
Weitere Protagonisten lässt er auf Wolkenkratzern herumklettern, auf dem Empire State Building tanzen oder hoch konzentriert
am Computer sitzen. Sie zeigen sich auch in Interaktion als Akrobaten-Duo, Burlesktänzer oder im Wettkampf.
Flanagans Hasen weisen menschliche Wesensmerkmale auf und ermöglichen dadurch breite kulturelle und symbolische Deutungen,
aber auch individuelle Assoziationen. So steht der Hase für das Leben an sich, kann aber auch in Verbindung mit Christus und
der Auferstehung betrachtet werden.
Begleitet werden die Bronzeskulpturen dieser Hasen von Zeichnungen und Grafiken, die Flanagans Annäherung an diese Form transparent
machen. Es sind lebhaft gestische Skizzen, auch einzelner körperlicher Details der Hasen, die Barry Flanagans Interesse an
der Vielgestaltigkeit in den Bewegungen dieses Motivs dokumentieren. In späteren Grafiken der 90er Jahre reduziert er die
Figur des Hasen nahe an die Abstraktion heran.
Barry Flanagan war zweifacher Teilnehmer der Documenta in Kassel und bespielte 1982 den britischen Pavillon der Biennale in
Venedig.