Wolfgang Hollegha

1929 geboren in Klagenfurt, Österreich
Lebt und arbeitet in Rechberg (Steiermark), Österreich

Wolfgang Hollegha

1929 geboren in Klagenfurt, Österreich
Lebt und arbeitet in Rechberg (Steiermark), Österreich

Persönliche Daten

1947-54 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien
(bei Josef Dobrovsky)
1952 kurzfristig Mitglied der „Hundsgruppe“
1956 Gründung der Gruppe Galerie St. Stephan
1957 Guggenheim-Preis für Malerei
1960 Carnegie-Preis
1972-97 Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien
1984 Preis der Stadt Wien
1990 Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien

Zum Werk

“Wolfgang Hollegha beschließt in seiner Bildwelt, kontinuierlich voranschreitend und ebenso beharrlich festhaltend, sein Bild der Welt, das aus seinem Naturverständnis entspringt und das er durch Abstraktion klärt.”1

Wolfgang Hollegha ist einer jener Künstler, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Wien der 1950er Jahre der Abstraktion in Österreich zum Durchbruch verhalfen. 1956 bildete sich mit Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Josef Mikl und Arnulf Rainer um die Galerie St. Stephan eine Künstlergruppe, die stark von der informellen Malerei Amerikas inspiriert war. Sie bestimmte in den folgenden Jahren die Wiener Avantgarde-Szene, die in Monsignore Otto Mauer, dem Leiter der Galerie, ihren größten Förderer fand.

Die Natur und das Leben in ihr sind Holleghas Ausgangsmotive. Der Künstler betrachtet einfache Gegenstände, wie Holzstücke, Blätter, Puppen oder Körbe und setzt sie in eine durch Licht und Farbe bestimmte, abstrakte Darstellung um. Er beobachtet wie das Licht auf den Gegenstand einfällt und dessen Farbigkeit verändert. Hollegha befreit die Farben, die dem Objekt innewohnen von ihrer Gegenständlichkeit und trägt sie großflächig auf die Leinwand auf. Der Dreiklang der Primärfarben leuchtet zwischen abgetönten und gebrochenen Partien auf. Der dünne, lasierende Farbauftrag verleiht den Bildern Leuchtkraft und lässt die abstrahierten Motive wie auf einem weißen Kreidegrund schwimmend aussehen.

Das Werk „Holzstück“ (1970) der Sammlung Essl besteht aus übereinander lagernden, amorphen Farbflächen, die in den Farben Rot, Siena, Umbra, Ocker und Blau den Farbcharakter des Holzes zu verschiedenen Tageszeiten wiedergeben. Die Farbe triumphiert und strömt in abstrakten Formationen über die großzügige Bildfläche. Formanalogien des Gegenstandes bleiben im abstrahierten Abbild erkennbar, können vom Betrachter jedoch nicht mehr bis zum Ausgangsgegenstand, hier also ein Holzstück, rekonstruiert werden.

In dem Bild „Vögel“ (1977) erinnern die locker hingesetzten und nach oben aufsteigenden Farbbahnen an Flugbewegungen eines Vogelschwarms. Während des Malaktes liegen die stets großformatigen Leinwände am Boden, auf die der Künstler mit bewegter Geste seine dünn angerührten Farben schüttet. Die so entstehenden, breiten Farbbahnen verändert der Künstler, indem er sie mit der Hand oder dem Maltuch verwischt und mit Hilfe des Pinsels Farbe auf sie tropfen lässt. Mit dieser Malweise lassen sich Bezüge zu den amerikanischen abstrakten Expressionisten wie Sam Francis und Morris Louis und in gewisser Weise auch zu Jackson Pollock herstellen. Hollegha trägt die Farbflächen kontrolliert in verschiedenen Richtungen auf. So entsteht eine spannungsreiche Dynamik und der Bildraum wird in Bewegung gesetzt. Die weiß belassenen Stellen treten mit den Farbflächen in Beziehung und ergeben ein harmonisches Ganzes. Seine Bilder erregten damals die Aufmerksamkeit des einflussreichen Kunstkritikers Clement Greenberg, der zu Holleghas Werken bemerkte: „Painting is only to push the canvas.“2

In seinen Zeichnungen wendet der Künstler kurze und lange, feinlinig gezogene Striche an. Die so entstehenden Flächen werden an manchen Stellen durch Schraffuren verdichtet. In seinen gegenstandsbezogenen Darstellungen wird der Charakter oder die Persönlichkeit des Gezeichneten kürzelhaft erfasst. In der Vorstudie zum Weinzeiger von 2001 lassen sich bereits jene Strömungsrichtungen erkennen, die sich dann im Gemälde in ähnlicher weise mit lebhaften Farbschwüngen von der Mitte her in drei Hauptrichtungen wie schwungvoll verzweigte Äste ausbreiten.

Hollegha schafft kein Abbild der Natur, sondern führt uns auf seine Weise ein farbiges Wechselspiel von Flächen vor Augen, in dem er die Ganzheit der Natur erfasst.


Elisabeth Pokorny-Waitzer
 

1) Wilfried Skreiner, „Identitätsfindung und Enthebung aus der Bedingtheit durch das Heute. Zur Bildwelt Wolfgang Holleghas“, in: Wolfgang Hollegha, Neue Bilder 1984-1987, Graz 1988, o. S.
2) Wolfgang Fleischer zitiert den Kunstkritiker Clement Greenberg, in: Wolfgang Hollegha. Bilder 1974-1981, Wien 1981, o. S.
Wolfgang Hollegha1 / 5
Vögel2 / 5
Holzstück3 / 5
Weinzeiger4 / 5
Ohne Titel (Vorstudie zu Weinzeiger)5 / 5
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