Thomas Ruff

1958 geboren in Zell am Harmersbach / Schwarzwald, Deutschland
Lebt und arbeitet in Düsseldorf

Thomas Ruff

1958 geboren in Zell am Harmersbach / Schwarzwald, Deutschland
Lebt und arbeitet in Düsseldorf

Persönliche Daten

 
1977-1985 Studium bei Bernd Becher an der Staatlichen Kunstakademie, Düsseldorf
1981 erste Einzelausstellung in der Galerie Rüdiger Schöttle, München
1992 Teilnahme an der documenta 9
1995 Teilnahme an der Biennale Venedig im deutschen Pavillon (zusammen mit Katharina Fritsch und Dieter Honert)
1999-2006 Professur für Fotografie an der Staatlichen Kunstakademie, Düsseldorf

 

Zum Werk

 
International bekannt wurde der deutsche Fotokünstler Thomas Ruff mit seiner großformatigen Portrait-Serie, die ab 1986 entstand. Bereits während seines Studiums setzt sich Thomas Ruff intensiv mit dem Porträt auseinander, ein Bereich, der in der Becherschule eher weniger thematisiert wurde. Seit den 1980er Jahren entstehen nüchterne Porträtaufnahmen seiner Kommilitonen, die sich bereit erklären mussten, nicht mit der Kamera ‘zu flirten‘, sondern so sachlich wie etwa auf einem erkennungsdienlichen Foto der Polizei zu blicken. Ruff verfolgt in seiner überdimensionierten Passbilder-Serie das Ziel, den starren Ausdruck einer Gipsbüste festzuhalten und damit die Nichtabbildbarkeit einer Persönlichkeit, das bloße Abbild einer menschlichen Oberfläche, zu demonstrieren. 
 
Das fotografische Werk von Thomas Ruff ist geprägt von Ereignislosigkeit und einem nüchternen Blick auf die Welt. Es lotet in serieller Auseinandersetzung verschiedene fotografische Genre aus, wie zum Beispiel Passbild, Pressefoto, Pornofotografie, Zeitungsfotos oder Postkartenaufnahmen.
 
Weiters verfremdet er bereits vorhandenes Fotomaterial, wie etwa wissenschaftliche Teleskopaufnahmen des nächtlichen Sternenhimmels, die er in seiner Sterne-Serie  seit 1989 bearbeitet. Seine Aufnahmen gleichen einem spontanen, neugierigen Hinsehen, verraten aber auch ein konzentriertes Wahrnehmen unseres Alltags, ohne dabei seinen eigenen künstlerischen Abdruck zu hinterlassen.
 
Entscheidend bei den Arbeiten von Ruff ist, dass sich die persönliche künstlerische Gestaltung vorwiegend auf stark konzeptionelle Vorgaben und technische Eingriffe beschränkt, wie etwa digitales Retuschieren. So erhält zum Beispiel die Nacht-Serie (ab 1992), angeregt durch Nachtsichtgeräte, wie sie während des Golfkrieges verwendet wurden, ihren charakteristischen grünstichigen Farbton durch einen Restlichtverstärker.
 
Eine Auftragsarbeit der Krefelder Kunstmuseen veranlasste Ruff 1998 Architekturfotografien der Villen von Ludwig Mies van der Rohe aufzunehmen. Die seit 1999 entstandene Serie  l.m.v.d.r. (Initialen des Architekten) befasst sich mit Innen- und Außenaufnahmen von Haus Tugendhat, Haus Lange, Haus Esters und mit dem Barcelona Pavillon. Aus dieser Serie besitzt die Sammlung Essl vier Werke, welche das Haus Tugendhat in Brünn zum Motiv hat, das zwischen 1928 und 1930 gebaut wurde. Eingebettet in die landschaftliche Umgebung hebt sich die klare Architektur doch wieder durch das strahlende Weiß ab.
 
Annette Stein
Thomas Ruff, 20071 / 1
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