Studium am College of Visual and Performing Arts, Experimental Studios, Syracuse University, New York; BFA
1980-81
Kulturaustauschstipendium für Japan
1995
Ehrentitel Doctor of Fine Arts, Syracuse University, New York
Zum Werk
Die Arbeiten von Bill Viola haben maßgeblich dazu beigetragen, Videokunst für ein großes Publikum populär zu machen. Der Künstler
führt in seinen Werken die Tradition der Malerei mit den Mitteln von Video- und Computertechnik weiter. Die kontemplativen
und anspruchsvollen Videoinstallationen stehen in einem starken Kontrast zu alltäglichen Sehgewohnheiten, die von schnell
geschnittenen Bilderfluten aus Film, Fernsehen und Internet bestimmt sind. Spirituelle Grenzerfahrungen wie Geburt und Tod
sowie die Frage nach der menschlichen Natur, nach Bewusstsein und Körperlichkeit entwickeln sich zu zentralen Momenten seines
Werks. Mit Hilfe der neuesten Videotechniken – von Zeitlupe, Zeitraffer, Überblendungen bis zu extremen Mikro- und Makroaufnahmen
– gewährt er einen Blick aus noch nie gesehenen Perspektiven. Obwohl Viola sich vor allem mit der Erforschung des bewegten
Bildes beschäftigt, ist der Einfluss bedeutender Renaissancekünstler und die geistige Verwandtschaft mit ihnen unverkennbar.
Beleuchtet und arrangiert wie in einem religiösen Tafelbild von Caravaggio tritt in "The Silent Sea" eine Menschengruppe vor
einem dunklen Hintergrund auf. Angelehnt ist die Szene an die biblische Geschichte von den neun Personen unter dem Kreuze
Christi. Jeder Einzelne ist Teil der Gruppe, gleichzeitig jedoch in seinem emotionalen, meist schmerzvollen Ausdruck für sich
allein stehend. Durch ein rhythmisches Bild von sich langsam ändernden mimischen und gestischen Bewegungen entsteht ein lautloser
See an Emotionen.
Violas Arbeiten gewähren dem Betrachter einen Moment der Ruhe und des Innehaltens, um sich zentralen Themen des menschlichen
Lebens zu stellen. Die universelle Erfahrung von Leid und Trauer, aber auch von Einsamkeit und Verzweiflung ist Inhalt der
Videoarbeit „Mary“ aus dem Jahr 2000. Mit sehr einfachen – und deshalb umso wirksameren – Mitteln zeigt Viola die Tragödie
eines einzelnen Individuums. Die Szene ist in Zeitlupe gefilmt: Ein Frau mit weißem Kittel sitzt in einem Labor, notiert etwas
in ihren Unterlagen und beginnt herzzerreißend zu weinen. An einem Ort, wo man Emotionslosigkeit und Objektivität vermutet,
sieht sich der Betrachter nun mit einem sehr intimen Moment konfrontiert. Die Komposition und Anordnung der Objekte spiegelt
die Vanitas-Idee von Stillleben der Renaissance und des Barock wider, wodurch die Besinnung auf die Sterblichkeit und Vergänglichkeit
alles Irdischen ausgelöst werden soll.