Anselm Reyle

1970 geboren in Tübingen, Deutschland
Lebt und arbeitet in Berlin

Anselm Reyle

1970 geboren in Tübingen, Deutschland
Lebt und arbeitet in Berlin

Persönliche Daten

1990-91 Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
1991-97 Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
1997/98 Umzug nach Berlin; Aufbau einer Ateliergemeinschaft mit John Bock, Dieter Detzner, Berta Fischer und Michel Majerus
1999-2001 Gründung der Produzentengalerien „Andersen’s Wohnung“ und „Montparnasse“ (gemeinsam mit Dirk Bell und Thilo Heinzmann)
2003 Zusammenarbeit mit Assistententeam im Studio
2007 Gastprofessor für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
2008 Gastprofessor für Malerei, Universität der Künste Berlin
2009 Professur für Malerei, Hochschule für Bildende Künste, Hamburg
2014 Vorläufiger Rückzug vom Kunstbetrieb

Zum Werk

„Little Cody“, der kleine niedliche Hund könnte ebenso gut ein Motiv der bei Kindern beliebten „Malen nach Zahlen“ Malvorlage sein, die jedem die Möglichkeit bietet, nach klar definierten Feldern mit Vorlage ein Bild zu malen. Anselm Reyles Motive dieser Serie erinnern den Betrachter unweigerlich an Postermotive für Kinderzimmer, wie das im Gras liegende Fohlen, kuschelige Kätzchen oder Delphine, die bei Sonnenuntergang aus dem Meer springen.
 
Reyle spielt mit der Einfachheit, dem Kitsch und dem klischeehaften Charakter des Motivs, verfremdet und irritiert jedoch gleichzeitig durch seine Arbeitsweise. Er ordnet den nummerierten Feldern jeweils eine Farbe zu und füllt diese Felder einerseits mit diversen Materialien, wie Spiegeln und Folien und gibt andererseits den Feldern Struktur, indem er Farbpasten mit Rakeln aufträgt und Spraydosen verwendet. Teilweise lässt er jedoch auch Felder frei und legt damit dieses Malprinzip offen. Diese Art von Materialcollage zeigt Bezüge zu Reyles früheren Arbeiten, wie den Streifen- und Otto-Freundlich-Bildern, wobei Motivik und Materialität, aber auch die Form seriellen Arbeitens an Pop-Art erinnern. Bürgerliche Wertmaßstäbe, Geschmack und Kitsch werden von Anselm Reyle in Frage gestellt.
 
Zeitgleich schafft Reyle seine so genannten „foil paintings“ (Folien-Neon-Bilder): Neonröhren, die in heutiger Zeit funktionslos geworden sind, beleuchten zerklüftete Folienbilder. Die Nutzung von diversen Fundstücken, ihrer ursprünglichen Funktion enthoben, optisch verändert und in neuen Zusammenhang gestellt, ist für ihn charakteristisch. Anselm Reyle, der vorwiegend in den Medien Malerei, Skulptur, Installation arbeitet, verwendet für seine Werke unterschiedliche Materialien, wie Folien aus Schaufensterdekorationen, Farbpasten, Autolacke, Zivilisationsmüll aus dem urbanen Raum, Reste von Neonröhren der kommerziellen Stadtillumination sowie dem Gebrauch entwendeter, funktionslos gewordener Abfall, Bau- und Elektroschrott. Insbesondere auch die Idee des Seriellen, des Samplings und der Reproduktion spielt bei Reyle eine Rolle.
 
„Ich glaube ja nicht, dass ich der Schöpfer der Kunst bin, sondern ich nehme Dinge und formuliere sie um oder füge sie neu zusammen.... Ich nehme die Moderne als Vokabular.“1
 
 
Eva Köhler
 
1) Zit. Anselm Reyle aus „Anselm Reyle, der Heavy-Metal-Star der Kunst“, in: Welt am Sonntag 16.12.07.
Anselm Reyle im Atelier, 20131 / 3
Untitled, 20112 / 3
Little Cody, 20113 / 3
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