Matthias Weischer

1973 geboren in Elte, Deutschland
Lebt und arbeitet in Leipzig

Matthias Weischer

1973 geboren in Elte, Deutschland
Lebt und arbeitet in Leipzig

Persönliche Daten


1995-2000 Studium der Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
2000-2003 Meisterschüler bei Prof. Sighard Gille
2004-2005 Preisträger der Rolex Mentor und Meisterschüler Initiative,
Mentor: David Hockney
2005 Kunstpreis der Leipziger Volkszeitung
Preisträger des August-Macke-Preises der Stadt Meschede
2007 Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, Rom
Kunstpreis der Helmut-Kraft-Stiftung


Zum Werk


Matthias Weischer gilt neben Neo Rauch als einer der bedeutendsten Vertreter der „Neuen Leipziger Schule“. In seinen Bildern von abgenutzten, verwaisten Innenräumen untersucht der Künstler die malerischen Möglichkeiten der Darstellung von Raum auf der flachen Leinwand. Er aktualisiert darüber das traditionsreiche Genre des Interieurbildes für die zeitgenössische Malerei, bewegt sich dabei jedoch bewusst im Spannungsfeld von Gegenständlichkeit und Abstraktion.  
 
Die Raumstrukturen seiner Interieurdarstellungen können am Werk „Vogel“ (2000) nachvollzogen werden. Es gibt den Blick in einen holzvertäfelten Innenraum frei, der durch eine, mittig an einem Tisch stehende Vogelskulptur charakterisiert ist. Jene Grenzen, über die sich Raum definiert, – Fenster, Türen und die Verbindungslinien zwischen Wand und Boden – fehlen oder werden bewusst verunklärt. So greift etwa die grüne Farbfläche des Bodens auf die Wände über. Der scheinbare Tiefenraum des Bildes kippt dadurch in die Fläche und der Boden des Raumes offenbart sich als abstraktes Farbfeld. Auch über die Integration mehrerer Blickpunkte und der freien Setzung von Licht- und Schattenflächen wird das Konstrukt der Zentralperspektive subtil gebrochen. Jene bildinternen Brüche entlarven die, auf den ersten Blick gegenständlich wirkende Darstellung als ein Spiel mit abstrakten Flächen und Mustern. Gleichzeitig werden die Konstruktionsprinzipien von Raum im zweidimensionalen Medium der Malerei offengelegt.
 
Matthias Weischers Interieurs sind dementsprechend keine Abbildungen von privaten Lebensräumen, sondern aus der Erinnerung imaginierte Räume, deren Einzelteile, der „Strategie des Zitierens, Collagierens und des Samplings“ entsprechend, auf der Leinwand kombiniert werden.1 Dabei spielen auch Zitate aus der Geschichte der Malerei eine Rolle. So kann die Skulptur des Vogels als Anspielung auf Picassos „Blaue Taube“ (1961) gelesen werden. Die flächige Gestaltung derselben, die sie wie auf die Bildfläche aufgeklebt erscheinen lässt, verweist auf Picasso als den Erfinder der Technik der Collage.
 
Die Formüberlegungen der abstrakten Malerei finden ihren Nachklang in Weischers Betonung geometrischer Grundstrukturen, die rückgebunden an gegenständliche Motive zum Ornament erstarren und häufig, wie im Werk „Relief II“ (2007), die ansonsten zurückhaltend gestalteten Bilder dominieren. Am Bild „Relief II“ (2007) lässt sich Matthias Weischers Übergang vom Innenraum zum Außenraum des Gartens ablesen, zu dem der Künstler durch seinen 2007 erfolgenden Aufenthalt in Rom inspiriert wurde. Der Garten ist ein vom Menschen gestalteter Raum, der Konstruktionsprinzipien unterliegt, die der Künstler in gewohnter Weise irritiert und in geometrische Flächenmuster auflöst.

So wird im Bild „Die Unruhe“ (2008) durch den verwehrten Himmelsblick – der blaue Himmelsstreifen entpuppt sich als geometrisch strukturierte Wohnhausanlage – und den unbearbeiteten Leinwandstreifen, der vom Künstler in der Mitte des Bildes stehen gelassen wurde, mit dem Illusionismus der Malerei gebrochen. Der Blick wird auf die Fläche des Bildes zentriert, die Pflanzendarstellungen gerinnen zu ornamentalen Formen. So betont Harry Lehmann: „Es ist mithin das Ornament, das bei Weischer den Garten mit dem Interieur verbindet.“2
 
Stephanie Damianitsch
 
1) Matthias Weischer, zitiert aus: „Der Zwischenraum. Gespräch zwischen Matthias Weischer und Harry Lehmann“, in: Natalie de Ligt (Hg.), Matthias Weischer. Room with a view, AK Kunsthalle Mainz; Nürnberg, 2009, ohne Seitenangabe.
2) Harry Lehmann, „Vom Interieur in die Landschaft“, in: Alexander Tolnay (Hg.), Matthias Weischer. Der Garten – Arbeiten auf Papier, AK Neuer Berliner Kunstverein, Ostfildern 2007, S. 32.
 
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