GEORG BASELITZ

Im Walde von Blainville. Malerei 1996-2000
Mi, 11.10.2000 - So, 28.01.2001
Ausstellungshalle
Kurator: Johannes Gachnang

GEORG BASELITZ

Im Walde von Blainville. Malerei 1996-2000
Mi, 11.10.2000 - So, 28.01.2001

Ausstellungshalle

Nach skandalträchtigen Anfängen - 1963 wurden "anstößige" Baselitz-Bilder während einer Ausstellung von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt - etablierte sich der Maler, Bildhauer und Graphiker GEORG BASELITZ seit Mitte der 60er als einer der wichtigen Neuerer der europäischen Kunst.

Als Georg Baselitz 1969 erstmals einen auf dem Kopf stehenden Gegenstand - im konkreten Fall einen Wald - malte, vollzog er damit eine Revolution in der Kunstgeschichte. Baselitz distanzierte sich mit seiner gegenständlichen Malerei zwar einerseits bewußt von der expressiven Abstraktion, negierte aber gleichzeitig die traditionellen Konventionen gegenständlicher Malerei.

"Ein Gegenstand auf dem Kopf gemalt, ist tauglich für die Malerei, weil er als Gegenstand untauglich ist."
(Baselitz)

Die neuen, in den letzten Jahren (1999/2000) entstandenen Arbeiten von Georg Baselitz werden in der Sammlung Essl vorgestellt. Der Großteil der Werke kommt direkt aus dem Atelier des Künstlers ohne Umwege über andere Ausstellungshäuser oder Galerien. Die von Leichtigkeit, Transparenz und grafischen Elementen getragenen Leinwand- und Papierarbeiten überraschen formal und inhaltlich. Sie zeigen eine Zartheit, die nach der konsequenten Verrohung der Malerei der 80er Jahre und ihrem kraftvollen Duktus, abseits auch des akademisch-gelernten Malritus steht. Motivisch sind die Werke im besonderen geprägt durch Auseinandersetzungen mit Bildvorlagen des sozialistischen Realismus, aber auch erotische Szenen und die Reflexion naturwissenschaftlicher Forschung (Pawlovscher Hund) sind zu sehen.
 

Durch seine Jugend in der DDR war Georg Baselitz mit der kommunistischen Bildpropaganda im Stil des sozialistischen Realismus vertraut. Inzwischen 62-jährig greift er heute mit großer Neugierde darauf zurück. An diesen Bildern interessiert Baselitz einerseits die Darstellung des typischen, sowjetischen Menschen, und andererseits die verschlüsselte Kritik an den herrschenden Zuständen.

Formal entfernt er sich vollkommen von den Vorlagen, der Gegenstand wird durch die bekannte Drehung unwichtig gemacht, aber nicht, wie in den vergangenen Jahren, durch eine formale Härte 'verroht'. Die lockere Pinselsetzung, zarte Formen und leichte, fast aquarellhafte Farben sowie transparente Flächen und Muster entbinden den Gegenstand seiner bedeutungsvollen Schwere. Von seiner inhaltlichen Last befreit wird selbst ein Leninkopf zu einer zarten impressiven Malerei. Wie Johannes Gachnang erläutert, will Baselitz mit seinen neuen Arbeiten "Bilder in der Geschichte in Ordnung bringen".
 

Georg Baselitz wurde 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz geboren. Ende der 50er Jahre studierte er nach politischen Differenzen in der DDR an der Hochschule der Bildenden Künste in West-Berlin, kurze Zeit später, 1961, nahm er den Künstlernamen Baselitz an.
 

Baselitz setzte sich Anfang der 60er Jahre mit Chaim Soutine, dem amerikanischen abstrakten Expressionismus, Malewitsch und der Kunst der Geisteskranken auseinander. Ab Mitte der 60er Jahre entstehen die Heldenbilder, Bildmetaphern der Einsamkeit des Individuums in einer unmenschlichen Welt. Seit den 70er Jahren, nach den ersten 'auf dem Kopf stehenden' Bildern erfährt Baselitz internationale Erfolge mit Bildserien wie: 'Adler', 'Fahnen', 'Akt-Elke'. Häufig verwendet er Fingermalerei als Technik.

Die gegenständliche Malerei, deren formaler Ausgangspunkt immer wieder der menschliche Körper ist, wird bis in die 80er Jahre immer roher, härter. In den letzten Jahren werden die Arbeiten transparenter und zeichnerischer. Georg Baselitz lebt und arbeitet in Derneburg und Imperia.

Georg Baselitz1 / 3
Georg Baselitz2 / 3
Karlheinz Essl und Georg Baselitz3 / 3
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