Wie häufig in seinem Werk behandelt und hinterfragt Heimo Zobernig auch in dieser Ausstellung gängige, institutionell bedingte
Präsentationsmechanismen sowie überhaupt das Zurschaustellen von (Kunst-)Objekten an sich. Der Künstler lenkt die Aufmerksamkeit
auf Objekte wie Sockel, Podest, Vorhang oder Stühle, die bisher unsichtbar innerhalb des institutionellen Feldes existierten
und verleiht ihnen einen eigenen künstlerischen Kontext.
Die Ausstellung im Großen Saal des Essl Museums wird von Heimo Zobernig selbst eingerichtet und gestaltet. Der Künstler reibt
sich mit den architektonischen Gegebenheiten der wellenförmigen Ausstellungshalle und eignet sich den Raum neu an. Mit großem
Gespür für die Anordnungen und Beziehungen von Dingen im räumlichen Kontext greift Zobernig dabei auf existierende, bereits
realisierte Werkideen zurück, um sie in anderen inhaltlichen Zusammenhängen neu zu präsentieren. So begleitet ihn schon seit
einigen Ausstellungen ein großer videoroter Vorhang. Dieser findet nun auch im Essl Museum seine Verwendung. Der Künstler
teilt und verändert durch den Vorhang und ein bühnenhaftes Setting den Raum und dessen Architektur. Die Ausstellungsbesucher
befinden sich gleichzeitig vor und hinter dem Vorhang, es bleibt in der Schwebe, ob sie Zuseher oder Akteure sind. Der Vorhang
wiederum verdeckt und betont zugleich. Er ist Raumteiler, eigenständige Skulptur oder auch etwas dazwischen. Vor ihm stehen
Architekturmodelle und Objekte auf Transportkisten, die als Sockel dienen. Zobernig verleiht dem Sockel dabei genauso viel
Bedeutung wie den darauf präsentierten Werken. Ein käfigartiger, 4x4 Meter im Grundriss und 4 Meter hoher Stahlquader fungiert
als depotartiger Raum. Im Inneren sind Malereien des Künstlers aus der Sammlung Essl nacheinander aufgehängt. Nur Teile davon
sind allerdings für den Betrachter einsehbar.
Im vorderen Teil der Personale durchteilt der Vorhang ein großes Podest in zwei Teile. Auf der einen Seite sind 33 Stühle
wie zufällig oder auch nicht zueinander arrangiert. Zobernig interessiert sich für Bedeutung und Bedeutungszuschreibungen
von Dingen. Die Stühle sind mehr als Stühle, sie erscheinen wie Theaterrequisiten, Akteure einer Inszenierung oder auch Skulpturen.
Dennoch sind sie weder genau das eine noch das andere und verweigern sich so klaren Zeichen- und Begriffszuschreibungen. Die
andere Seite des Podestes bleibt leer und wird zur Bühne zumindest zeitweise. Auf ihr findet das Eröffnungskonzert von „La
Stampa“ statt, einer Berliner Popgruppe mit dem Frontman Jörg Heiser, Kunstkritiker, Autor und Mitherausgeber des Kunstmagazins
Frieze. Auch während der Ausstellungszeit wird der Große Saal immer wieder als Konzertraum genützt. Die musikalischen Darbietungen
sind integraler Bestandteil der Schau. Das Programm ist auf Wunsch des Künstlers bunt durchmischt und reicht von „Electro
Vox“ mit Julienne Klein und Karlheinz Essl jr. über „The Living Musicbox“ von Anton Tichawa bis hin zum „W.U. Chor Wien“.
Zur künstlerischen Ausstellungsgestaltung gehört für Heimo Zobernig auch die grafische Umsetzung der Ausstellungsdrucksorten. Plakat, Einladungskarte und Katalogcover wurden von Zobernig entworfen. Der Künstler wählte, seinem Stil entsprechend, eine klar minimalistische Lösung: die grafische Überlappung des Namens Heimo Zobernig ergibt sich aus diversen Entwurfsvorschlägen aus dem Grafikdesignbüro des Essl Museums und betont den bildhaften Charakter von Schrift; die dadurch erzeugte Dichte steht im Kontrast zu den Leerstellen, deren Annährung ein zentrales Motiv seiner Arbeit darstellt.