Die Schwerpunkte der Ausstellung liegen nicht nur auf dem phantastischen Realismus der 1950er Jahre, sondern auch auf den
70er Jahren mit Künstlern wie Wolfgang Herzig, Franz Zadrazil und Gottfried Helnwein. Neuere Realismus-Strömungen werden beispielhaft
durch Werke von Johanna Kandl und Katrin Plavcak repräsentiert.
Um 1950 suchen viele junge Künstler in Österreich nach einem eigenen stilistischen Weg. Anfangs orientieren sie sich oft –
auch auf Grund der Situation in der Nachkriegszeit – an internationalen Strömungen, reflektieren den Surrealismus und die
gestisch abstrakte Malerei aus Paris und New York.
Im Art-Club treffen sich zu dieser Zeit – später ganz divergierende Künstler – auf einem Foto von 1952 stehen z.B. Wolfgang
Hutter, Anton Lehmden, Josef Mikl und Arnulf Rainer in Eintracht beisammen. Rainer wendet sich nach einer Phase der Auseinandersetzung
mit dem Surrealismus ähnlich wie Josef Mikl der abstrakten Malerei zu. Diese zwei Künstler gruppieren sich, neben Hollegha
und Prachensky, um die Galerie nächst St. Stephan und beziehen dadurch eine klare Position gegen die Wiener Schule des phantastischen
Realismus, der Hutter und Lehmden zugehören.
Die "Wiener Phantasten" werden zunächst beeinflusst von Surrealismus und Jugendstil und lassen Merkmale dieser Stile in ihre
eigene Kunst einfließen. Mythologisches, Fabelwesen, kosmische Träume, erotische Phantasien und Weltuntergangsvisionen bestimmen
thematisch die sonst recht unterschiedlichen Auffassungen erzählerischer Malerei.
In den 70er Jahren reagieren in Österreich so unterschiedliche Künstler wie Wolfgang Herzig, Gottfried Helnwein und Franz
Zadrazil auf die in den 60er Jahren die Kunstszene dominierenden Abstrakten. Gleichzeitig ist die erzählerische Struktur der
Malerei in dieser Zeit oft viel klarer, von einer allzu großen Bedeutungsaufladung gereinigt und damit auch von den "Wiener
Phantasten" weit entfernt. Franz Zadrazil zeigt z.B. in seinen akribisch fotorealistischen Stadtbildern die Bildrealität der
Fotografie mit den Mitteln der Malerei und reflektiert damit internationale Fragestellungen des Realismus.
Die aufwändigen Figurenkompositionen von Wolfgang Herzig verweisen oft mit Härte, Ironie und Sarkasmus auf gesellschaftliche
Realität. Noch weiter geht etwas später Gottfried Helnwein mit seinen hyperrealistischen Porträts, die fotografische Genauigkeit
mit Referenzen an den Wiener Aktionismus (bandagierte, wundgezeichnete Köpfe) verbinden.
Auch bei der Malerei von Peter Sengl treffen wir auf das Arsenal sado-masochistischer Folterinstrumente, in die seine Figuren
eingespannt sind. Seine Bildrealität ist aber nicht so von der Oberfläche und eindeutiger Erzählung bestimmt, sondern lebt
vielmehr von Brüchen, Andeutungen und Mehrdeutigem.
In den 90er Jahren gewinnt – nach einer Phase stark theoriebezogener Kunstdiskussion – auch eine figürlich-realistische Malerei
wieder an Bedeutung. Johanna Kandl steht für eine projektbezogene, kontextuelle Malerei in der sie gesellschaftspolitische
Inhalte reflektiert. Beide hier ausgestellten Arbeiten beziehen sich auf die Sammler: "Fritze Lacke" z. B. steht für die Verdrängung
von Einzelhandelsunternehmen durch Baumarkt Ketten; das andere Werk zeigt einen Atelierbesuch der Sammler bei der Künstlerin.
Die Arbeiten von Katrin Plavcak, der jüngsten Künstlerin in der Ausstellung, zeigen eine pluralistische, von Facetten heutiger
Realität bestimmte Malerei. Sie verwendet unterschiedlichste Bildvorlagen und sampelt sie gleichsam zu einer neuen Realität.
Künstler/innen in der Ausstellung
Arik Brauer, Josef Bramer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Gottfried Helnwein, Wolfgang Herzig, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden,
Johanna Kandl, Katrin Plavcak, Peter Pongratz, Peter Sengl, Franz Zadrazil, Robert Zeppel-Sperl