Sechs Jahre nach der letzten großen Präsentation der Arbeiten von Maria Lassnig in Österreich zeigt die Sammlung Essl erstmals
in einer großen Einzelausstellung Werke der Künstlerin aus den Beständen der Sammlung Essl. Der Schwerpunkt der Ausstellung
liegt auf Arbeiten der letzten drei Jahrzehnte; insgesamt sind ca. 55 Ölbilder sowie der 32-teilige Aquarellzyklus "Landleute"
(1996-2003) zu sehen. Erstmals wird auch eine Skulpturenserie, die Maria Lassnig bereits in den 70er Jahren in New York begonnen
hat, in einem musealen Kontext präsentiert. Ergänzt wird die Schau durch Einblicke in Lassnigs filmisches Schaffen. Der Körper,
die Fiktion und die Natur haben sich als drei wesentliche inhaltliche Bezugspunkte in der Ausstellung herauskristallisiert
und der Ausstellung den Untertitel gegeben: body. fiction. nature.
Maria Lassnig zählt international zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Sie gilt als Vorreiterin und Visionärin
für nachfolgende Generationen von Künstlern und hat mehrere künstlerische Entwicklungen entscheidend mitgeprägt. Im Zentrum
ihrer Malerei steht die Beobachtung des "Körpergefühls" durch das Medium der Malerei.
"Ich trete gleichsam nackt vor die Leinwand, ohne Absicht, ohne Planung, ohne Modell, ohne Fotografie, und lasse entstehen.
Doch habe ich einen Ausgangspunkt, der aus der Erkenntnis entstand, dass das einzig wirklich Reale meine Gefühle sind, die
sich innerhalb des Körpergehäuses abspielen: physiologischer Natur, Druckgefühl beim Sitzen und Liegen, Spannungs- und räumliche
Ausdehnungsgefühle – ziemlich schwierig darstellbare Dinge."
(Maria Lassnig, 1980)
Neben diesem zentralen Thema, dem "Körpergefühl", gibt es eine Vielfalt an weiteren Themen, die Maria Lassnig in ihren Arbeiten
aufgreift. Bei den Science-Fiction-Arbeiten aus den frühen 60er wie auch aus den 80er und 90er Jahren handelt es sich um Metamorphosen
bzw. Verschmelzungen von Körpern mit leblosen Objekten, ähnlich wie bei den Surrealisten. So malt die Künstlerin Körper als
Automaten, Roboter, Maschinen, Tier-Mensch-Kreuzungen. Aber auch Reflexionen über die Malerei (insbesondere im Zyklus "Innerhalb
und Außerhalb der Leinwand", 1984–1987), über Fauna und Flora sowie über mythologische und existenzielle Themen sind in der
Ausstellung stark vertreten.
Die aktuellen Arbeiten von Maria Lassnig wurden in den letzten Jahren in New York, London, Zürich und Deutschland gezeigt. Die Figuren sind nicht mehr in den Bildraum eingebettet, die Leinwand bleibt neben den Figuren weiß, unbehandelt, ausgespart. Die Linien sind nicht mehr durchgezogen; dennoch wirken sie sehr leicht, extrem spontan, lebendig und expressiv. Existenzielle Themen und Motive aus der Erlebnis- und Außenwelt stehen im Vordergrund.