Seitdem die Videoinstallation "Les Larmes d'acier" auf der domcumenta 8 gezeigt wurde, gehören die Werke der belgischen Künstlerin
Marie-Jo Lafontaine zu den besonders beachteten Werken der Gegenwartskunst. Ihre bezwingende Bildsprache verbindet unterschiedliche
Formen des visuellen Ausdrucks - wie Sprache und Schrift, Skulptur, Photographie, monochrome Malerei, sowie Videofilm - die
mit höchster Intensität und Eindringlichkeit inszeniert werden.
Die monumentale Videoskulptur "Les Larmes d'acier" besteht aus 27 Monitoren, 6 Laserdisks und 6 Laserdisplayern, die in eine
schwarze Holzarchitektur (333 x 775 x 270 cm) eingebaut sind. Synchron laufen auf allen Bildschirmen Bilder von athletischen
jungen Männern beim trainieren ihrer Muskeln. Mit ihren Physiognomien und ihrer Statur verkörpern sie den Typus des geklonten
Kraftmenschen. Die Kamera gleitet langsam über die Gesichter und dokumentiert in eindringlicher Weise die Bezwingung der physischen
Grenzen im Kampf mit dem eigenen Körper.
Die Trainings-Maschinen unterstreichen den Charakter des Martyriums, das der Einzelne auf sich nimmt - Mann und Maschine werden eins. Motivisch setzt Marie-Jo Lafontaine die Thematisierung von Widersprüchen in der westlichen Kultur fort, die sich als Darstellung des Dualismus von Eros und Thanatos, Gewalt und Leidenschaft, Kraft und Schmerz, Schönheit und Schrecken durch ihr gesamtes Werk zieht. Begleitet werden die Bilder durch Bellini's "Casta Diva", gesungen von Maria Callas, wodurch das Kunstwerk eine extreme Aufladung und Eindringlichkeit erfährt.