"Realismus" wird dabei nicht als Stilrichtung, sondern als methodischer Ansatz verstanden, mit dem die KünstlerInnen an das
Erfassen der Wirklichkeit herangehen. Die ausgestellten Werke der 32 Maler und Malerinnen zeigen, daß die KünstlerInnen auf
unterschiedlichste Weise die Herausforderung der jeweiligen Realität angenommen haben. Von der sichtbaren und erfahrbaren
Wirklichkeit gehen alle aus, und legen es darauf an, von der Realität kommend, auf diese zurückzuwirken. Sowohl die Suche
nach der Wahrheit in der erfahrbaren Wirklichkeit bildet den Ausgangspunkt der verschiedenen Realismusströmungen, als auch
die Auslotung der Grenze zwischen der Wirklichkeit des alltäglichen Lebens und der Wirklichkeit im Bild. Die sich aus der
Befragung der Wirklichkeit ergebenden Strömungen des Realismus reichen unter anderem vom weit verbreiteten Naturrealismus
(Angeli, Breiter, Hoke, Hradil, Korab, Mosbacher, Salzmann) über den phantastischen Realismus (Brauer, Fuchs, Hutter, Lehmden),
zu den Werken von Hundertwasser bis zum gesellschaftskritischen Realismus (Frohner, Hrdlicka, Ringel, Sengl, Stangl).
Daß die Betrachtung der Wirklichkeit einerseits vom Individuum selbst abhängig ist, zeigen besonders deutlich jene Werke,
die vom psychologischen Realismus dominiert werden (Lassnig, Navratil, Ringel, Schmögner, Wanke, Zens). Andererseits bleibt
die Deutung der Realität immer beeinflußt von kollektiven Vorstellungen dessen, was Wirklichkeit ist. Dies zeigt sich besonders
deutlich in Werken des "chronologischen" Realismus (Eisler, Fronius), aber auch in Arbeiten der Foto- und Hyperrealisten (Helnwein,
Zadrazil, Kogler, Pakosta).
Selten wird die Realitätsbefragung mit Ironie und Witz angelegt. Ausnahmen bilden hier die frühen Arbeiten von Attersee und
Kogelnik, sowie die Werke von Mikl-Bruckner und Scheidl.
Vom Wirklichkeitsbegriff ausgehend, präsentierte Otto Breicha 1968 in der Wiener Sezession die Ausstellung "Wirklichkeiten"
mit Werken von Herzig, Jungwirth, Kocherscheidt, Pongratz, Ringel, und Zeppel-Sperl. Werke dieser Künstler stellen, mit Ausnahme
von Martha Jungwirth und Kurt Kocherscheidt, einen großen Teil der Schau im Schömer-Haus dar.
Von welcher Betrachtungsweise die Künstler auch immer ausgingen, stellen die Bilder stets eine neue "ästhetische" Realität neben die sichtbare und erfahrbare Wirklichkeit.