TOBIAS REHBERGER

Junge Mütter und andere heikle Fragen
Mi, 29.06.2011 - So, 25.09.2011
Großer Saal
Kurator: Tobias Rehberger

TOBIAS REHBERGER

Junge Mütter und andere heikle Fragen
Mi, 29.06.2011 - So, 25.09.2011

Großer Saal

Tobias Rehberger erhielt 2009 den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig. Nun widmet das Essl Museum dem internationalen Shootingstar die erste Einzelausstellung in Österreich. >Junge Mütter und andere heikle Fragen< ist von 29.06. bis 25.09.2011 im Großen Saal des Essl Museum zu sehen.

Für die Ausstellung >Junge Mütter und andere heikle Fragen< im Großen Saal des Essl Museums hat Rehberger ein eigenes Raumkonzept erstellt: eine Kombination aus individuellen Skulpturen, die wiederum Teil zweier Skulpturengruppen sind, Malereien auf Glas sowie zwei ortsspezifische Installationen.
 

Aus der Serie „Handycapped Sculptures“ werden einige völlig neue Arbeiten zu sehen sein. Das Besondere an dieser Werkgruppe abstrakter Skulpturen ist, dass sie einen scheinbaren Defekt aufweisen (Wasser tropft heraus, Teile wirken wie abgebrochen). Tobias Rehberger setzt sich hier unter anderem mit der Frage der Funktionalität von Kunst auseinander. Kann eine Skulptur zusätzlich zu ihrer Bedeutung als Kunstwerk eine weitere Funktion erfüllen?
 

Von der Skulpturenserie „Mütter“ entstehen für das Essl Museum fünf neue Werke. Zu diesen Arbeiten, die als Modelle für ein Wabenregal, eine Hundehütte oder als Wendeltreppe dienen, sind im Museumsshop Zertifikate erhältlich, die den Käufer zum freien Nachbau bzw. zur Erstellung eines entsprechenden Objektes berechtigen. Vom Künstler gibt es keine spezifischen Angaben zur materiellen Ausführung oder Baupläne der Skulptur.
 

In der gänzlich schwarz ausgemalten Rotunde wird eine von der Decke abgehängte Lampe präsentiert. Diese ist über das Internet mit dem Atelier des Künstlers verbunden und leuchtet immer dann, wenn das Licht in seinem Arbeitszimmer brennt.
 

Die zweite ortsspezifische Arbeit entsteht für das Fensterband am Treppenaufgang im Großen Saal des Museums. Was auf den ersten Blick wie eine abstrakte Anordnung von Farbfeldern aussieht, entschlüsselt sich mit der Zeit als binäre Uhr. Die Installation besteht aus einer großen Leuchtfläche, die sich aus drei Farben zusammensetzt. Dabei zeigen die grünen Felder die Stunden, die magentafarbenen die 10er Minuten und die hellblauen Felder die Minuten an.
 

Tobias Rehberger beschäftigt sich seit seinem 15. Lebensjahr mit Kunst. Mit 19 Jahren wurde sie zu einer ernsthaften Option für ihn. Nach einem Umzug in die Stadt Frankfurt inskribierte er an der neu strukturierten Städelschule mit Kaspar König als Direktor und studierte in den Klassen von Martin Kippenberger und Thomas Bayrle. Heute hat Tobias Rehberger selbst eine Professur für Bildhauerei an dieser Universität inne. Seit Jahren bewegt sich Rehberger an der Schnittstelle zwischen Kunst und Design. Er greift die bereits im 19. Jahrhundert angefangene Diskussion auf und weiter. Eine präzise Definition des Wortes „Design“ ist gerade heute, wo der Modebegriff scheinbar das größte Bedeutungsspektrum in seiner Entwicklungsgeschichte erreicht hat, schwierig.
 

Die Fragestellungen von Tobias Rehberger gruppieren sich alle um das Kunstwerk: Was ist ein Werk? Woher kommt es und wohin entwickelt es sich? Was kann es sein, und als was und durch was wird es definiert? Was differenziert es zu etwas Anderem? Der Künstler spielt bewusst mit dem Kontext, in dem sich das Kunstwerk befindet. So installiert er seine Arbeiten auch zum Beispiel in Bankgebäuden, welche, wie er sagt, funktionale und seiner Definition verhaftete Gebäude sind, genauso wie Museen.
 

Ein weiteres wichtiges Thema Rehbergers ist die Frage um Authentizität und Autorenschaft. Auch hier integriert er Methoden und Vorgehensweisen des Produktdesigns in seine Arbeitsweise und lässt Objekte auch aus der Phantasie anderer entstehen. Durch die vorsätzliche Einführung von Aspekten des Designs, wie zum Beispiel den Entwurfsprozess oder die ästhetische Gestaltung der Oberfläche in den Kunstkontext, untersucht Rehberger die entstehenden Differenzen auch innerhalb der Kunst. Er versucht, traditionelle Betrachtungsweisen von Kunstwerken im klassischen Kunstkontext zu verändern und zu erweitern.

Ausstellungsorganisation: Anna Szöke

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