Die Kuratorin Barbara Steffen, viele Jahre in der New Yorker Kunstwelt tätig, hat die Idee und das Konzept zu dieser Ausstellung
für die Sammlung Essl erarbeitet und aus beiden Sammlungen bedeutende Werke vom Beginn der Pop Art der frühen 1960er Jahre
bis hin zu den neuesten, gegenwärtigen Kunstrichtungen ausgewählt. Obwohl diese Ausstellung auf den individuellen Vorlieben
der Kunstsammler basiert, war es trotzdem möglich, einen kunstgeschichtlichen Überblick über die Entwicklung der amerikanischen
Kunst seit den frühen 1960er Jahren zusammenzustellen.
Die Sonnabend Collection ist von der Galeristin Ileana Sonnabend, Grand Dame der New Yorker Kunstszene geprägt. Gemeinsam
mit ihrem ersten Ehemann, Leo Castelli, entdeckte sie in New York Künstler wie Jasper Johns, Roy Lichtenstein, Robert Rauschenberg
und Andy Warhol, deren Werke sie durch ihre gemeinschaftliche Auswahl zu Beginn der 1960er Jahre in Castellis neuer Galerie
ausstellten. Ileana Sonnabend verhalf diesen Künstlern auch zu ihrem internationalen Durchbruch, als sie kurz darauf ihre
erste eigene Galerie in Paris eröffnete und diese Künstler, sowie in weiterer Folge Künstler der Minimal Art wie Dan Flavin,
Donald Judd und Robert Morris, dem europäischen Publikum erstmals präsentierte und ihr Werk auf dem europäischen Kontinent
vertrat.
Seit Ende der 1980er Jahre haben Agnes und Karlheinz Essl eine bedeutende Kollektion amerikanischer Kunst in der Sammlung
Essl aufgebaut. Inhaltliche Schwerpunkte sind unter anderen die Farbfeldmalerei der späten 1960er Jahre mit Werken von Morris
Louis und Kenneth Noland, sowie die neo-expressionistische Malerei der 1980er Jahre von Künstlern wie Donald Baechler, Ross
Bleckner, Julian Schnabel und David Salle. Zeitgenössische Fotografie und Videoinstallationen sind durch Künstler wie Nan
Goldin, Paul McCarthy, Tony Oursler, Cindy Sherman und Bill Viola vertreten.
Die Ausstellung ist ein wichtiger kunstgeschichtlicher Beitrag zur Wahrnehmung und Diskussion amerikanischer zeitgenössischer
Kunst. Selten wurde sie in Österreich in diesem Umfang und dieser Komplexität gezeigt. Die Originalwerke machen bewusst, wie
stark die europäische Kunst seit den 50er Jahren von innovativen Positionen US Amerikanischer Künstler dominiert wurde. Spannend
ist aber auch die Frage, inwieweit auch heute "Visions of America" von Bedeutung für Europa sind. Dieser Frage geht auch ein
international besetztes Symposium am 21. Oktober 2004 nach. Die Ausstellung stellt zudem die persönlichen "Visionen" Amerikas
von zwei bedeutenden Sammlern gegenüber, deren Sammlungen ihrerseits die verschiedenen "Visionen" der Künstler in und von
diesem Land aufgreifen.
Beide Privatsammlungen wurden in engem persönlichem Kontakt mit den Künstlern aufgebaut und greifen die verschiedenen "Visionen"
der Künstler in und von diesem Land auf.
Kuratorin Barbara Steffen zur Ausstellung >VISIONS of AMERICA<: "Einerseits sieht der Betrachter eine individuelle Auswahl von Bildern, die unterschiedliche Sichtweisen und Ankaufskriterien
der Kunstsammler und ihre Einstellung zur Kunst Amerikas zeigen; andererseits werden die Visionen und Imaginationen der Künstler
in der kulturpolitischen Wirklichkeit und Gesellschaft Amerikas durch ihre Kunstwerke näher definiert."
America's political timeline
Eine Einführung zur Sonderausstellung
Mit 40 kommentierten Werken legendärer Fotografen der weltberühmten Agentur Magnum präsentiert die Kuratorin im Foyer einen Überblick der wichtigsten historischen Ereignisse der jüngeren amerikanischen Geschichte von 1945 bis heute.
Symposium: "Visions of America – Wie amerikanisch ist die amerikanische Kunst heute?"
Do, 21.10.2004, 17.00
In einer hochkarätig besetzte Diskussionsrunde sprechen Peter Halley, Jeff Koons, Frank Stella, Peter Kogler und Eva Schlegel über Visionen in der amerikanischen zeitgenössischen Kunst. Es wird hinterfragt, was amerikanisch an der amerikanischen Kunst ist und welche Bedeutung sie heute für Europa hat. Wie reagieren Künstler auf die gesellschaftliche Wirklichkeit und Kultur Amerikas? Hat sich die amerikanische Kunst seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu einer globalen Kunst entwickelt oder nicht? Ziel der Diskussion ist ein Austausch der Sichtweisen und Erfahrungswerte bedeutender amerikanischer und österreichischer Künstler.