ADVENTKONZERT 2008

Violinabend Ernst Kovacic

ADVENTKONZERT 2008

Violinabend Ernst Kovacic
Sa, 06.12.2008, 19:30 Uhr

Das Schömer-Haus

In unterschiedlicher Weise instrumentell ausgebildet und musikalisch sozialisiert, haben die einzelnen Ensemblemitglieder in langjähriger Auseinandersetzung mit ihren Instrumenten und internationalen Zusammenarbeiten ihre jeweils eigene Klangsprache entwickelt.
Musik für Geige solo hat immer etwas Erzählerisches an sich: Ein Musiker, der mit der „Stimme“ seines Instruments spricht. Auch das Bestreben der Komponisten ist unübersehbar: Obwohl Tonumfang und Möglichkeiten der Geige beschränkt sind, soll ihre Klangwelt trotzdem als ein in sich geschlossenes Ganzes erscheinen - als Mikrokosmos. Und gleichzeitig, darüber hinausdeutend, eine Metapher des Makrokosmos werden.

Johann Sebastian Bach war gewohnt in Melodie, Harmonie und Bass zu denken. Trotz der beschränkten akkordischen Möglichkeiten der Geige erschafft er in seinen Solopartiten für Geige eine Sprache, die auf kunstvollste Weise diesen drei Grundaspekten seiner Klangwelt gerecht wird.

In Steve Reichs Violin Phase geht es um die Frage: Was geschieht, wenn sich rhythmischer Gleichklang durch Beschleunigung oder Verlangsamung allmählich „entzweit“? Der Interpret spielt „gegen“ eine CD-Aufnahme seiner selbst an und der Hörer erlebt dabei die langsamen Prozesse des Beschleunigens und Verlangsamens wie ein Abenteuer.

Karlheinz Essls absence kommt dem Erzählen wohl am nächsten. In mehreren Episoden entwickelt sich eine Geschichte, in der Tonraum und Klangmöglichkeiten der Geige in Kontinuum und Kontrast voll ausgeschöpft werden. Strebt Bachs Partita die Weltenharmonie an und stellt Steve Reich ein notwendiges Erfahrungsexperiment vor, so ist Karlheinz Essls absence sicherlich das persönlichste Seelenklanggemälde unter den drei Werken dieses Konzertes.
(Ernst Kovacic)



Programm

Steve Reich (* 1936): Violin Phase (1967)
für Violine und Bandzuspielung

Karlheinz Essl (* 1960): absence (1996)
für Solovioline

Johann Sebastian Bach (1685 - 1750): Partita d-Moll BWV 1004
für Solovioline

1. Allemanda
2. Corrente
3. Sarabanda
4. Giga
5. Ciaccona


Ausführende

Ernst Kovacic: Violine
Karlheinz Essl: Klangregie



WERKEINFÜHRUNGEN


Steve Reich: Violin Phase

Steve Reich zählt zu den prominenten Vertretern der Minimal Music und wurde erst kürzlich von The Village Voice als „größter lebender Komponist der USA“ bezeichnet. Diese Auszeichnung trifft mit dem 72-Jährigen einen Komponisten, der sich immer offen gegenüber Einflüssen Musik anderer Stile und Genres, oder auch anderer Kontinente zeigte. So studierte er etwa afrikanisches Trommeln am Institute for African Studies an der University of Ghana in Accra und balinesische Gamelanmusik. Sein typischer Kompositionsstil, den er im Lauf der Jahrzehnte entwickelt und weitergetrieben hat – pulsierende Harmonien, hypnotische Akkordfolgen, Vermischung von Tonband- und Livemusik – beeinflusste wiederum MusikerInnen aus der Welt des Pop, Jazz, Rock, der elektronischen und natürlich der zeitgenössischen komponierten Musik.

Mitte der 1960er Jahre entwickelte Reich eine Kompositionstechnik anhand von Tonbändern, die in unterschiedlichen Geschwindigkeiten abgespielt wurden, wodurch eine Phasenverschiebung entstand. Diesen Effekt übertrug er später auf Instrumente, erstmals in seiner Komposition Piano Phase für zwei Klaviere aus dem Jahr 1967. Zwei Pianisten spielen eine Melodie unisono, während der eine das Tempo beibehält, wird der andere kaum merklich schneller, bis er eine 1/16-Note vor dem anderen liegt, schließlich verlangsamt er, bis sich die beiden wieder im Gleichklang treffen. Dieses Modell wiederholt Reich in unterschiedlichen Versionen. Violin Phase, ebenfalls im Jahr 1967 komponiert, beruht auf derselben musikalischen Idee. Allerdings übernimmt die Rolle des zweiten Musikers ein Tonband, das dieser selbst – im konkreten Fall der Geiger Ernst Kovacic – vorab aufgenommen hat. In einem seiner bekanntesten Stücke, Clapping Music (1972), versuchte Reich die Phasenverschiebung ganz ohne Instrumente zu realisieren: Zwei Musiker verwenden ausschließlich ihre Handflächen, um zwei Rhythmen auf Tischflächen zu klopfen – und erzeugen damit eine erstaunlich unmittelbare Wirkung.

Steve Reich verfasste im Jahr 1968 einen Aufsatz unter dem Titel „Music as a Gradual Process“, in dem er den Begriff der Process Music, die durch Phasenverschiebung entsteht, erklärt und seine Ideen dahinter offenlegt. Darin heißt es u.a.: „Während des Spielens und Zuhörens gradueller musikalischer Prozesse kann man an einer besonderen, befreienden und unpersönlichen Art von Ritual teilhaben. Die Fokussierung des musikalischen Prozesses ermöglicht ein Abschweifen der Aufmerksamkeit vom ,er’ und ,sie’ und ,du’ und ,ich’ hin zum ,es’.“ Violin Phase bietet seinen Zuhörern genau dies an: Ein Wechseln zwischen Konzentration und Einlassen auf die hypnotische Wirkung von Reichs unverwechselbaren Klängen.

Marie-Therese Rudolph


Karlheinz Essl: absence

Die etwa elfminütige Komposition absence wurde seit ihrer Uraufführung durch Ernst Kovacic im Rahmen der Wiener Festwochen im Musikverein Wien im Jahr 1996 bereits mehr als zehn Mal öffentlich durch unterschiedliche Interpreten gespielt. "Absence" bedeutet im wörtlichen Sinne Abwesenheit, wird vom Komponisten Karlheinz Essl jedoch mehr als „Wegtreten“ oder „Sich-Vergessen“ verstanden. Diesen Anspruch stellt er in gewissem Ausmaß an die Zuhörer, und zuallererst an den Interpreten. Hat er doch nach intensiver Auseinandersetzung mit den Spieltechniken der Violine sogar eine eigene Notationsweise für dieses Stück entwickelt. Diese sieht eine getrennte Niederschrift der rechten und linken Hand vor, was für das Geigenspiel recht ungewöhnlich ist. Ernst Kovacic attestiert dieser Idee durchaus „eine praktikable, sinnvolle Bereicherung der Notationsweise“. Essl nimmt auch durch Vorschreibung der Fingerhaltung bei manchen Trillerfiguren, die teilweise nicht dem Usus entspricht, Einfluss auf das eingeschworene Zusammenspiel von Instrument und Musiker. absence überrascht mit vielfältigen, differenzierten Möglichkeiten, die diesem – uns so vertraut scheinenden – Klangkörper entlockt werden können: „Hier ist alles versammelt, was es an altbewährter und neuer Spieltechnik gibt. Vom flirrenden Clusterbeginn geht es da zu liegenden Tönen in hoher Lage über aggressivere Floskel und wieder ruhige Motive zu glissandierender mikrotonaler Verschiebung und Flageoletteffekten”, versuchte ein Kritiker Essls absence zu beschreiben.

Mit diesem Werk begab sich Karlheinz Essl auf die Suche nach traditionellen und gänzlich neuen Spielmöglichkeiten der Violine und schuf damit eine völlig gegenwärtige Präsenz der Klänge, die Raum lässt für so Gegensätzliches wie Überraschungen – und Vorhersehungen.

absence wurde von Ernst Kovacic für die Wiener Festwochen 1996 in Auftrag gegeben.

Marie-Therese Rudolph


Johann Sebastian Bach: Partita für Violine solo d-Moll, BWV 1004

Von 1717 bis 1723 lebte Johann Sebastian Bach als höfischer Kapellmeister in Köthen, wo der als tolerant, weltoffen und kulturell interessiert bekannte Fürst Leopold regierte. Bach leitete ein hervorragendes Orchester, das auch über ausgezeichnete Solisten verfügte. Trotz der hohen Anforderungen, die der Fürst an ihn stellte, unternahm er zu dieser Zeit zahlreiche Reisen, u.a. nach Leipzig und Berlin, für Gastspiele mit seinem Ensemble gemeinsam mit Fürst Leopold mehrmals in den Kurort Karlsbad. Seine Frau Maria Barbara bekam während der Köthener Jahre sieben Kinder, von denen drei recht früh verstarben. Als er von seinem Sommeraufenthalt 1720 aus Karlsbad zurückkam, war seine Frau überraschend verstorben und schon begraben. Bereits ein Jahr später heiratete er die Sängerin Anna Magdalena Wilckens, die ihn auch bei der Niederschrift seiner Kompositionen unterstützte. In Köthen entstanden einige seiner bekanntesten Werke: Neben Kantaten, u.a. die Brandenburgischen Konzerte, der erste Teil des Wohltemperierten Klaviers, die Französischen Suiten sowie der Zyklus von Drei Sonaten und Partiten für Violine solo. Es ist nicht belegt, wer diese anspruchsvollen Solostücke zur Uraufführung brachte, vielleicht war es sogar Bach selbst, der bekanntlich ein recht virtuoser Geiger war. Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Sebastians Sohn, selbst Komponist, notierte 1774 über besagte Werke, dass es „nichts vollkommeneres“ gäbe, „um ein guter Geiger zu werden“. Bachs Schüler Johann Friedrich Agricola hielt 1775 fest: „Ihr Verfaßer spielte sie selbst oft auf dem Clavichorde, und fügte von Harmonie so viel dazu bey, als er für nöthig befand.“

Im heutigen Konzert wird der wohl berühmteste Teil daraus mit seiner grandiosen Chaconne – die häufig auch völlig isoliert programmiert wird – gespielt: die Partita in d-Moll BWV 1004. Die Chaconne teilt sich in drei Abschnitte mit der Harmoniefolge d-Moll, D-Dur, d-Moll. Jeder der drei Teile steigert sich von besonnener Ruhe zu einer weitumfassenden, markanten Akkordik. Die Chaconne wurde mehrmals für andere Instrumente transponiert, etwa von Johannes Brahms für Klavier – nur für die linke Hand, da die Widmungsträgerin Clara Schumann an einer Sehnenzerrung der rechten Hand litt; für Klavier zu zwei Händen von Busoni oder für Marimba von Jean Geoffroy. Bereits vor den beiden Klaviertranskriptionen verfasste Joachim Raff Bearbeitungen für Soloklavier und Orchester, u.a. auch für andere Sätze aus den Partiten.

Marie-Therese Rudolph




Biographien


Ernst Kovacic

Wien mit seinem starken Spannungsfeld zwischen Tradition und innovativen Kräften, prägte Ernst Kovacic nachhaltig. Dieser Einfluss ist in seinem Formbewusstsein, seiner musikalischen Ausdeutungsweise und seiner Klangvision spürbar.

Durch die Darstellung der Bach'schen Solowerke, der Violinkonzerte Mozarts und durch seinen Einsatz für das zeitgenössische Musikschaffen nahm er bald einen hervorragenden Platz innerhalb der Solisten seiner Generation ein.

Viele Komponisten wie Krenek, Cerha, Holloway, Osborne, Gruber, Schwertsik, Eröd, Bischof, Haas, Essl, Furrer, Django Bates, Gadenstätter etc. schrieben Werke für Ernst Kovacic. In der vergangenen Saisonen standen Uraufführungen von Violinkonzerten Beat Furrers und Django Bates ́ mit den Wiener Philharmonikern und der London Sinfonietta auf dem Programm, außerdem Friedrich Cerhas neues Violinkonzert mit dem RSO Wien. Er konzertiert als Solist prominenter Orchester unter Dirigenten wie Franz Welser - Möst, Roger Norrington, Simon Rattle, Eska Pekka Salonen, Michael Gielen in Europa, Asien, Australien, Afrika und Amerika. Er nahm als Geiger und Kammermusiker an zahlreichen Festivals (Wien, Berlin, Salzburg, Edinburgh, Proms London u. a.) teil. Als „directing soloist“ und Dirigent arbeitet Ernst Kovacic mit vielen Kammerorchestern. Von 1996 bis 1998 war er künstlerischer Leiter des Wiener Kammerorchesters. Er musiziert mit den Scottish- Irish- English Chamber Orchestras, der Northern Sinfonia, ESO, der Britten Sinfonia, dem Norwegischen Kammerorchester, Camerata Roman, St. Pauls Chamber Orchestra, dem Stuttgarter Kammerorchester, ebenso mit dem Klangforum Wien, dem Ensemble Modern, BIT20 Ensemble, der Camerata Salzburg und mit der Deutschen Kammerphilharmonie u.a.. Für die nächsten drei Jahre hat er die künstlerische Leitung des Kammerorchesters Leopoldinum in Wroclaw, Polen, übernommen. Mit diesem Orchester stehen mehrere CD Einspielungen bevor, u.a. die Gesamteinspielung der Werke für Streichorchester von Ernst Krenek für Capriccio.

Ernst Kovacic spielt eine Geige von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahre 1753.


Auswahl-Diskographie

Weltreise mit Fritz Kreisler - Camerata Salzburg (Preiser Records)

Robin Holloway: Violin Concerto - Scottish Chamber Orchestra, Matthias Bamert (Collins)

H. K. Gruber “...aus schatten duft gewebt...” - The London Sinfonietta, H.K. Gruber (Largo)

H. K. Gruber Nebelsteinmusik - Camerata Salzburg, Franz Welser-Möst (EMI)

Jean Sibelius: Sonate F-Dur für Violine und Klavier - Weltpremiere-Aufnahme mit Juhani Lagerspetz (Ondine)

Sir Michael Tippett: Triple concerto - BBC Philharmonic Orchestra, Michael Tippett (Nimbus Records)

Mozart: Violinkonzerte 3 CDs - Scottish Chamber Orchestra (Pickwick)

Bernard Stevens: Violin Concerto - BBC Philharmonic Orchestra, Edward Downes (Meridian)

Friedrich Cerha: Violinkonzert - Radiosymphonieorchester Wien, Bertrand de Billy, (col legno)


Karlheinz Essl

Geboren 1960 in Wien. Studierte Musikwissenschaften und Kunstgeschichte an der Universität Wien (Promotion 1989 über Das Synthese-Denken bei Anton Webern) sowie Komposition bei Friedrich Cerha und elektro-akustische Musik bei Dieter Kaufmann. Arbeitet als Komponist, Medienkünstler, Elektronik-Performer, Musikkurator und Kompositionslehrer.

1990–94 composer-in-residence bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik. 1992/93 Realisierung eines Kompositionsauftrages des IRCAM in Paris. Unterrichtete zwischen 1995–2006 „Algorithmic Composition“ an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. 1997 Komponistenportrait bei den Salzburger Festspielen in der Reihe „next generation“. 2004 Würdigungspreis des Landes Niederösterreich für Musik. Seit 2007 Kompositionsprofessor für elektro-akustische und experimentelle Musik an der Musikuniversität Wien.

Entwickelt neben Instrumentalwerken und Kompositionen mit Live-Elektronik auch generative Kompositionssoftware, Improvisationskonzepte, Klanginstallationen, Performances sowie Internet-Projekte. Ständige Auftritte als Live-Performer mit seinem selbstentwickelten computer-basierten Meta-Instrument m@ze°2.


Steve Reich

Geboren am 3. Oktober 1936 in New York. Erhält ab 1950 Schlagzeugunterricht, gründet 1953, nach Beendigung der High School, ein Bebop-Quartett. Reich beginnt ein Philosophiestudium an der Cornell University in Ithaca / New York, das er 1957 mit einer Arbeit über das Spätwerk von Ludwig Wittgenstein abschließt. Zu dieser Zeit sieht er sich bereits als Komponist, ist fasziniert von der Musik John Coltranes. 1957/58 privater Unterricht bei dem Jazzkomponisten und -pianisten Hall Overton, wird an der New Yorker Juilliard School zum Kompositionsstudium zugelassen. Zu seinen Studienkollegen zählt Philip Glass. 1961 heiratet er Joyce Barkett, geht mit ihr nach Kalifornien und studiert dort am Mills College in Oakland u.a. bei Darius Milhaud und Luciano Berio. Zu dieser Zeit beginnt er sich mit afrikanischer Trommelmusik und Tonbandmusik zu beschäftigen. 1962 Geburt seines Sohnes Michael, Trennung von Joyce. Abschluss des Studiums. Zurück in New York gründet er 1966 sein Ensemble „Steve Reich and Musicians“, Mitwirkung in anderen Ensembles für neue Musik, Mitarbeit an der New School for Social Research 1969-71. Studienaufenthalt in an der University of Ghana. Gemeinsam mit der Choreografin Laura Dean erste Europatournee 1972, als Stipendiat des DAAD Aufenthalt in Berlin, Studien in balinesischer Gamelanmusik. 1976 Heirat mit der Videokünstlerin Beryl Korot, Geburt des Sohnes Ezra. Auseinandersetzung mit seinen jüdischen Wurzeln, 1977 erster Besuch Israels. Steve Reich zählt zu den erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart und wurde mit mehreren Grammys ausgezeichnet. 2006 erhielt er den Praemium Imperiale in der Sparte Musik, 2007 den Polar-Musikpreis.

Reich zählt mit Philip Glass, Johan Adams und Terry Riley zu den Vertretern der Minimal Music. Er schrieb Kompositionen für die unterschiedlichsten Besetzungen – bis hin zu der Videooper „Three Tales“ (2002) –, in denen er es verstand, Einflüsse westlicher und traditioneller Musik sowie des Jazz einzubinden.


Johann Sebastian Bach

Geboren am 21. März 1685 in Eisenach. 1695, nach dem Tod beider Eltern, wird er von seinem Bruder Johann Christoph in Ohrdruf aufgenommen und beginnt dort, Klavierunterricht zu nehmen. Im Jahr 1703 erhält er eine Anstellung als Organist in Weimar, erste Kompositionen für Orgel entstehen. 1707 heiratet er seine Cousine Maria Barbara und nimmt die Organistenstelle in Mühlhausen an. Komposition der ersten geistlichen Kantaten. Bereits ein Jahr später Berufung an den Weimarer Hof. 1710 Geburt des Sohnes Wilhelm Friedemann. 1713 Ernennung zum Konzertmeister in Weimar, lernt die Werke Vivaldis kennen. 1714 Geburt des Sohnes Carl Philipp Emanuel. Bach übernimmt 1716, nach dem Tod des Kapellmeisters Johann Samuel Drese, die Leitung eines Teils der Kirchenmusik. Nachdem Bach die Stelle des Hofkapellmeisters in Köthen angeboten wird, muss er in Weimar einen vierwöchigen Arrest absitzen, um aus seinen Pflichten entlassen zu werden. 1720 stirbt seine Frau Maria Barbara. Bach widmet 1721 dem Markgrafen von Brandenburg die gleichnamigen Konzerte, erhofft sich eine Anstellung an dessen Hof. Im selben Jahr heiratet er die Sängerin Anna Magdalena Wilcke. Komposition des Wohltemperierten Klavier I. Nach dem Tod des Thomaskantors in Leipzig 1722 wird Bach in einem aufwändigen Auswahlverfahren als Nachfolger bestimmt. Er widmet sich nun hauptsächlich der Komposition und Aufführung von Kirchenmusik, 1724/25 entsteht die Johannes-Passion, 1727 die Matthäus-Passion. 1729/30 übernimmt Bach auch die Leitung des Schottischen Collegium musicums, erste Unstimmigkeiten mit dem Rat der Stadt. 1731 erscheint die Druckausgabe der Sechs Partiten für Klavier, die Markus-Passion wird uraufgeführt. 1732 Geburt des Sohnes Johann Christoph Friedrich. 1733 Aufführung der h-Moll-Messe. Ein Jahr später Streitigkeiten im Zuge der Neubesetzung des Postens des Thomasschul-Rektors; Aufführung des Weihnachtsoratoriums. 1735 Geburt des Sohnes Johann Christian. 1736-38 Uneinigkeit mit dem Rektor wegen der Neubesetzung des Chorpräfekten, Bach wird in der Zeitschrift „Der Critische Musikus“ angegriffen, verteidigt sich in einer eigenen Schrift. Nachdem der Niederlegung der Leitung des Collegium musicum für einige Jahre, nimmt er sie wieder auf, 1741 Komposition der Goldberg-Variationen. 1747 spielt Bach König Friedrich II. von Preußen in Potsdam vor und tritt der „Correspondirenden Societät der musicalischen Wissenschaften“ bei. Ab 1748 verschlechtert sich sein Gesundheitszustand, 1749 Beginn der Arbeit an der Kunst der Fuge. Schließlich stirbt Johann Sebastian Bach am 28. Juli 1750 in Leipzig.
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