FERNE NÄHE

Neueste Geigenmusik von Salvatore Sciarrino, Georg Friedrich Haas, Manfred Stahnke, Karlheinz Essl jr., Burkhard Friedrich und Marko Ciciliani

FERNE NÄHE

Neueste Geigenmusik von Salvatore Sciarrino, Georg Friedrich Haas, Manfred Stahnke, Karlheinz Essl jr., Burkhard Friedrich und Marko Ciciliani
Di, 06.11.2007, 19:30 Uhr

Essl Museum

Nähe und Distanz erscheinen als zwei Antipoden, die sich gegenseitig definieren. Das in Zusammenarbeit mit dem Festival WIEN MODERN entstandene Programm sucht die Grenzen und Spannungsfelder zwischen beiden Polen auszuloten.
Barbara Lüneburg: Violine


Abendkonzert

Salvatore Sciarrino: 6 Capricci (1976) für Violine solo
Georg Friedrich Haas: de terrae fine (2001) für Violine solo
Manfred Stahnke: Capra (1987) für skordierte Violine

Zwischen den beiden Konzerten wird im Café des Essl Museums allerlei Kulinarisches und Trinkbares serviert.


Nachtsnack

Karlheinz Essl: absence für Violine solo (1996)
Burkhard Friedrich: Twin Waltz für Violine und Zuspielung (2006)
Marko Ciciliani: Alias (2007) für elektrische Violine, Elektronik, Licht und Laser - UA



Video-Ausschnitt aus Marko Cicilianis Alias
UA am 6.11.2007 im Essl Museum


Hier und dort, Vergangenheit und Gegenwart, das Bekannte und das Unbekannte, örtlich, zeitlich, emotional, im Zwischenmenschlichen oder im eigenen Inneren: Nähe und Distanz erscheinen als zwei Antipoden, die sich gegenseitig definieren. Das in Zusammenarbeit mit dem Festival WIEN MODERN entstandene Programm sucht die Grenzen und Spannungsfelder zwischen beiden Polen auszuloten.

Manfred Stahnke (D) faszinieren die reinen Intervalle, Tonleitern und Harmonien, die nur innerhalb der reinen Intonation möglich sind, ausgearbeitet bis hin zu mikrotonalen Schattierungen. Inspiriert vom Nepal handelt es sich bei Capra (1987) beinahe um ein Amalgam traditioneller ‘Fiedel’musik unbekannter Länder. Nepalesische Volksmusik und Anklänge an Bach, der geographische Bogen ist weit gespannt vom Dach der Erde bis zu uns nach Europa: reine Intonation aufgebrochen bis in Mikrotonalität, in der das Jetzt präsent ist.

Der österreichische Komponist Georg Friedrich Haas schrieb 2001 de terrae fine. Der Titel umfasst beides: die wörtliche Bedeutung “über das Ende der Welt” (komponiert in Irland, geographisch am Rande Europas) und die metaphorische im Sinne eines emotionalen Zustandes, an dem man an einem extremen, nicht unertragbaren Punkt angelangt ist.

Salvatore Sciarrino (I) 6 Capricci per violino solo: Erinnerung an Paganini, Klassik, Virtuosentum, Tradition, wobei das Vertraute in neue Klänge aufgebrochen wird, teilweise an der Grenze zum Hörbaren, die Tradition wird gebrochen und dem Hörer/der Hörerin wieder ‘ent’rückt.

Während Karlheinz Essls (A) absence (1996) den tranceartigen Zustand des Sich-Vergessens durch hochvirtuoses Spiel jenseits des Üblichen hervorrufen will, wendet sich Burkhard Friedrich (D) in Twin Waltz für Violine und Tape (2006) dem Phänomen der zwischenmenschlichen Kommunikation als Spiegel der eigenen Seele zu. Marko Ciciliani (Kroatien/NL) lässt sich in dem heute abend uraufgeführten Alias (2007) für E-Violine, Elektronik und Licht (UA) von Filmtechniken und stroboskopartigen Effekten inspirieren: Wie vergessene Bruchstücke tauchen dabei klangliche Fragmente aus Comics-Filmen auf.


Barbara Lüneburg

Als Barbara Lüneburg mit 8 Jahren sämtliche Streichquartette Bèla Bartóks zum ersten Mal im Konzert hörte, entfachte dies in ihr ihre Leidenschaft und Neugierde für neuere und allerneuste Musik. Als Jugend-liche bereits bei Wettbewerben preisgekrönt, absolvierte sie ihr Violinstudium in London (Guildhall School of Music and Drama), Moskau (Tschaikovsky Konservatorium), Karlsruhe und Lübeck mit Auszeichnung. Noch während des Studiums gründete sie ensemble Intégrales, deren künstlerische Leiterin sie ist, und das seit seiner Gründung vor 14 Jahren einen internationalen Ruf als eines der führenden undirigierten Kammermusikensembles erworben hat.

Ihre Arbeit als Solistin wie auch als Kammermusikerin hat Komponistinnen und Komponisten zu etlichen neuen Werken inspiriert. Über 100 Stücke wurden von ihr auf ihren Konzertreisen in Europa, den USA und dem Fernen Osten uraufgeführt. Neben vielen Solokompositionen entstanden für sie Violinkonzerte wie bei-spielsweise von Marko Ciciliani (2003, Amsterdam) und Manfred Stahnke (2006 Donaueschinger Musiktage). Als Solistin zeitgenössischer Musik trat sie u.a mit dem Xenakis Ensemble, der Slagwerkgroep Den Haag, dem ASKO Ensemble und dem SWR Radiosymphonieorchester auf. Zahlreiche CD- und Rundfunk-aufnahmen dokumentieren ihre vielseitige und Masstäbe setzende Arbeit. Seit Oktober 2007 ist sie darüber-hinaus Doktorandin der Brunel University/London und forscht aus der Sicht der Interpretin über elektroakkustische Musik für Violine/Viola und E-Violine, die aus diesem Anlass von Komponisten aus aller Welt zur Zeit für sie geschrieben wird. “Alias” von Marko Ciciliani ist eines der ersten Stücke aus dieser Reihe.

Die deutsche Tageszeitung DIE WELT schreibt über sie: "Was Barbara Lüneburg auszeichnet, ist der Wille, sich am Rande der ausgetretenen Musiklandschaft eigene Wege zu bahnen. Dabei verleugnet sie ihre klassische Ausbildung keineswegs. Doch sie teilt ihre Leidenschaft zwischen unvergänglichen Meisterwerken, ungehobenen Schätzen der Moderne und neuen Partituren. Das garantiert ihr Erfahrungen, die der Interpretation älterer Musik genauso zugute kommen wie der Deutung neuerer Partituren."

www.barbara-lueneburg.com
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