TUBASOON

Tuba & Elektronik

TUBASOON

Tuba & Elektronik
Mi, 22.09.2004, 19:30 Uhr

Essl Museum

Melvyn Poore gilt als einer der erfindungsreichsten und experimentellsten Musiker unserer Tage. Der britische Tubavirtuose, Improvisator und Komponist beschäftigt sich seit bald 30 Jahren mit der Erweiterung seines Instrumentes mittels elektronische Verfahren.
Melyn Poore: Tuba, Live-Elektronik, Computer


Melvyn Poore gilt als einer der erfindungsreichsten und experimentellsten Musiker unserer Tage. Der britische Tubavirtuose, Improvisator und Komponist beschäftigt sich seit bald 30 Jahren mit der Erweiterung seines Instrumentes mittels elektronische Verfahren: zunächst noch durch Einsatz analoger Technologien wie Bandverzögerung und Mikrophonierung, später unter Zuhilfenahme von selbst programmierten Computersystemen.

Der heutige Abend bietet einen faszinierenden Querschnitt durch Melvyn Poores Schaffen: von frühen live-elektronischen Stücken bis hin zu neueren Werken, in denen avancierte Sampling-Methoden im Vordergrund stehen.


Programm:

Melvyn Poore: Some Short Tuba Histories (1991)
für sprechenden Tubisten

Melvyn Poore: One, Two, Three (1976)
für Tuba und Tonbandverzögerungssystem

Melvyn Poore: Böhmenmusik (2002)
für Tuba mit Live-Elektronik

Melyn Poore: Geradeaus (2001)
für Stimme mit Live-Elektronik

Melyn Poore: Accord (1998)
für Tuba und Playback

Melvyn Poore: Tubasoon (1976)
für präparierte Tuba und 4-Kanal-Verstärkung


Some Short Tuba Histories (1991)
Eine humorvolle Einführung in die Tuba. Der Text, der hier gesprochen wird, stammt in Auszügen aus Clifford Bevan's Buch "The Tuba Family".

One, Two, Three (1976)
Ich habe „One, Two, Three“ 1976 für Tuba und Tonbandverzögerungssystem geschrieben. Damals war es eine Kunst zwei Tonbandgeräte so hintereinander zu schalten, dass sie mit nur einem Band liefen: diese mechanischen Probleme hat man erst mit der digitalen Technik abgeschafft. In der Zwischenzeit hat uns die Technologie Möglichkeiten gegeben von denen wir damals nur träumen konnten: heutzutage ist ein Verzögerungssystem ein triviales Programm im Rechner.
Das musikalische Material besteht aus eine Gruppe von drei Tönen, die eine kleine Sekunde und eine Quarte artikulieren. Diese Struktur wird mit sich selbst kombiniert: dadurch entstehen immer länger werdende Gruppen. Im Mittelteil wird dieser Prozess - gleichzeitig mit einem Transpositionsprozess - weiter durchgeführt, bis alle Töne erschienen sind. Es folgt eine zwölffache Verlängerung, was eine Reihe von Akkorde ergibt.

Böhmenmusik (2002)
Im Jahr 2002 habe ich vom Theater Regisseur Klaus Weise eine Einladung bekommen, Musik zu einem Teil von Shakespeares „Wintermärchen“ zu machen. Ich schreibe „machen“, weil ich die Musik nicht nur komponieren würde sondern auch selber auf der Bühne live spielen. Das Stück spielt meistens in Sizilien aber auch – im vierten Akt – in Böhmen. Meine Musik soll während des vierten Akts immer präsent sein. Und es soll schön sein: weil Böhmen in Vergleich zu Sizilien ein „schönes“ Land ist (nur auf dem „Wintermärchen“ bezogen natürlich!). Also habe ich ein virtuelles Instrument zusammengebaut, das mir erlaubte, auf der Bühne eine entsprechend schöne Musik zu spielen und gleichzeitig frei auf die Schauspieler zu reagieren. Es hat sehr gut funktioniert. Nicht nur das: das Instrument ist nicht an das Theaterstück gebunden und ich kann es auf anderen Bühnen auch nutzen, nicht nur in Böhmen.

Geradeaus (2001)
Geradeaus beschwört mit Gedichten des Iren John Montague und der Inderin Sujata Bhatt wie lang und schwierig der Weg zu persönlicher Freiheit und kultureller Unabhängigkeit ist.

Accord (1998)
„Accord“ ist ein Versuch eine harmonische Struktur auf einer sehr vergrösserten Zeitskala zu beobachten. Der Klang ist sozusagen unter ein Mikroskop gelegt. Physikalische Unebenheiten innerhalb des Klanges werden dadurch klar und gewinnen damit einen eigenen Fokus. Unterstützt wird die Vergrösserung des Klanges durch Verstärkung der einzelnen Instrumente und eine künstliche Akustik. Die Charakteristika der unterschiedlichen Instrumenten verlieren damit ihre Dominanz: sie schwingen sich ein in einen Klang mit ständig wechselnden Komponenten. Das Stück soll laut gespielt werden, so dass der Raum durch sein Mitschwingung auch einen Beitrag zur Aufführung leistet. Es ist möglich das Stück mit unterschiedlich grossen Besetzungen zu spielen: heute hören Sie eine Version für Tuba, Tuba, Tuba, Tuba und Tuba.

Tubasoon (1979)
In diesem Stück wird die Tuba verwandelt: die Züge werden herausgezogen und Mikrophone an die resultierenden Klangausgänge gestellt. Die Mikrofonsignale werden auf Lautsprecher in den Raum geleitet. Das Tuba-Mundstück wird durch ein Fagott-Rohrblatt (Fagott = engl. Bassoon) ersetzt. Die Klangwelt ist alles andere als das was man normalerweise von der Tuba erwartet. Zusätzlich werden neue räumlichen und rhythmischen Aspekten des Instrumentes entdeckt.


Biographie

Melvyn Poore is a tubist and composer living in Cologne, Germany.

Since graduating from the University of Birmingham, England, where he received BMus (Hons) and MA degrees, he has travelled the world over giving concerts and broadcasts as soloist and with various ensembles and orchestras. He is a member of MusikFabrik NRW, a New Music ensemble in Duesseldorf, not only as tubist but also taking responsibility for Sound Design. He has given concerts and broadcasts throughout Europe, the USA and Australia: he has commissioned many new works for his instrument and extended the repertoire with his own compositions.

As an improviser he has researched the sound world of the tuba both with and without electronics. Many of his projects have been concerned with a combination of pre-composed and improvised music with electronics, the METAinstrument concept being one of the results of his research. He worked for three years as Research Assistant at Salford College of Technology on the Composers Desktop Project and aspects of electro-acoustic music in live performance. During 1992-94 he was guest artist at the Centre for Art and Media Technology (ZKM) Karlsruhe, working on new applications of realtime digital signal processing; 1993-95 he was Visiting Professor for electro-acoustic music at the Royal College of Music, London.

Melvyn is currently working with Lawrence Casserley (London), Martin Blume (Bochum), Georg Graewe (Cologne/Chicago), Joelle Leandre (Paris), the King Übü Orchestra (Berlin), Zeitkratzer (Berlin) and Echtzeit (Ruhrgebiet, Germany).
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