DREAMTIME

Zeitgenössische Aboriginal Art
Kurator: Michael Eather

DREAMTIME

Zeitgenössische Aboriginal Art
Am 17.05.2001 eröffnet die Sammlung Essl unter dem Titel DREAMTIME eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst der australischen Ureinwohner. Gezeigt werden 80 Werke von den 70er Jahren bis heute. Zusammengestellt wurde die Schau von Michael Eather, einem renommierten australischen Kurator und Kenner der Aboriginal Art.

Die Kunst der Aborinal People ist so alt wie ihre Kultur selbst. Sucht man allerdings nach den Wurzeln einer zeitgenössischen Kunst, vergleichbar mit unserer zeitgenössischen Kunstlandschaft, so finden sich diese erst in den 70er Jahren. Geoffry Bardon, Kunstlehrer an der Schule von Papunya, einem Ghetto für Aboriginal People, hatte eine Gruppe älterer Männer für die Anfertigung eines 3 x 10 m großen Wandbildes in der Schule begeistern können. Bis zu diesem Tag waren die zeremoniellen Symbole der Aborigines wohlgehütete Geheimnisse, und es war in ihrer Kultur verboten, diese öffentlich zu zeigen. Die Maler in Papunya wurden von anderen Gruppen wegen dieses mißachteten Verbots angegriffen und entwickelten daraufhin eine neue visuelle Sprache mit einer radikal vereinfachten Ikonografie, deren rituelle Bezüge aber dennoch nur demjenigen zugänglich sind, der das Wissen über die dem Künstler gehörenden "Tjukurrpas" (Geschichten seiner Vorfahren) besitzt. Durch zusätzliche Einkommen aus dem Verkauf der Bilder war es einer Gruppe von Aborigines möglich, in ihr angestammtes Land zurückzusiedeln.


Das Beispiel der Malergruppe von Papunya machte Schule, und bald breitete sich die neue Maler-Bewegung auf andere Siedlungen aus. Im Gegensatz zu Panpunya, wo die Malerei in den ersten zehn Jahren fast ausschließlich eine Domäne der Männer war, begannen nun auch die Frauen ihre Geschichten malerisch darzustellen. In den 80er Jahren wurden die ersten Ausstellungen sehr erfolgreich organisiert, und am nationalen und internationalen Kunstmarkt begann ein reger Handel. So verbesserte sich in den letzten Jahren nicht nur die finanzielle sondern auch die gesellschaftspolitische Situation der Aborigines. Ein Teil der Ausstellung dokumentiert mit Fotos, Landkarten und erläuternden Texten das Leben und die Kultur der Aboriginal People.
 

Rund um die Ausstellung wird in der Sammlung Essl viel geboten! Ein umfangreiches Vermittlungsprogramm für alle Altersstufen begleitet die Schau. Zur Eröffnung finden Performances und musikalische Darbietungen einer Gruppe von Aboriginal Artists statt. Am Eröffnungswochenende malt Michael Nelson Jagamara in den Räumlichkeiten der Sammlung ein großformatiges Bild begleitet vom Gesang eines älteren Künstlers.

 

DREAMTIME
Karlheinz Essls Reise durch Australien

Im Februar 2000 führte eine fünfwöche Reise Karlheinz Essl und seine Tochter nach Australien. Sein besonderes Interesse galt dabei der Aboriginal Art. Schon von Österreich aus wurden Kontakte zu Vertretern der einzelnen Kunstzentren in Australien aufgebaut und Termine mit Museen und Galerien vereinbart. Durch die auf der Reise geführten Gespräche mit Kuratoren und Sammlern konnte Karlheinz Essl einen ersten Einblick in die Kunst der Aborignal People bekommen.
 

Die Reise führte aber nicht nur in die Museen und Galerien, sondern auch an Schauplätze, an denen Aboriginal Art entstanden ist und nach wie vor entsteht, wie den Kakadu National Park. Nach langen Buschmärschen gelangten sie zu den spirituellen Orten, an denen bereits vor Tausenden von Jahren die Ureinwohner lebten und ihren Göttern huldigten, Felsen- und Höhlenmalereien zeugen von dieser alten Kultur.
 

Ein Höhepunkt der Reise war der Besuch von Alice Springs, dem spirituellen Zentrum der Aboriginal Art, und dem Ayers Rock, dem Nationalheiligtum der Ureinwohner Australiens. Donald Holt, ein Rinderfarmer und großer Sammler der Aboriginal Art, auf dessen Farm die wohl bekannteste Aboriginal Künstlerin, Emily Kame Kngwarreye, gelebt und gewirkt hat, führte Karlheinz Essl und seine Tochter zu den historischen Plätzen und durch die Galerien von Alice Springs.

Der rote Felsen des Ayers Rock, der heilige Berg der australischen Ureinwohner, beeindruckt Karlheinz Essl ganz besonders: "Hier spürt man, fast physisch, auf Schritt und Tritt die Spiritualität dieses Landes. Voll Ehrfurcht umwanderten wir dieses Felsmassiv. Immer wieder waren Hinweise und Beschreibungen von spirituellen Orten zu lesen. Einige Orte durften nicht betreten und photographiert werden. Wir respektierten diese Vorschriften, genauso wie den Wunsch der Aboriginal-People, den Ayers Rock als heiligen Berg nicht zu besteigen."
 

Mit unzähligen faszinierenden Eindrücken heimgekehrt begann der Sammler sein Wissen über diese Kunst zu vertiefen und entschloß sich schließlich dies Kunstrichung in seine Sammlung aufzunehmen. Er erwarb einen signifikanten Werkblock von 38 Arbeiten der wichtigsten Künstler aus dem Bereich Central and Western Desert, Kimberly und Arnhem Land. Karlheinz Essl ist es wichtig die Aboriginal Art einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, denn in Österreich aber auch in weiten Teilen Europas ist die Kunst kaum bekannt. In Zusammenarbeit mit dem australischen Kurator, Micheal Eather, wurde eine Ausstellung zusammengestellt, die nicht nur über die kunsthistorischen, sondern auch über die kulturellen, gesellschaftlichen und spirituellen Hintergründe der Aboriginal People informiert, denn nur mit diesem Wissen kann die ganze Tiefe und Bandbreite der Kunst über den ästhetischen Genuß hinaus erfaßt werden.


 

Jarinyanu David Downs1 / 4
Johnny Warangkula Tjupurrula2 / 4
Michael Nelson Jagamara 3 / 4
Abie (Walpajirri) Jangala4 / 4
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