Pierre Alechinsky

1927 geboren in Brüssel, Belgien
lebt und arbeitet in Bougival bei Paris, Frankreich

Pierre Alechinsky

1927 geboren in Brüssel, Belgien
lebt und arbeitet in Bougival bei Paris, Frankreich

Persönliche Daten

1944–48 Studium der Typografie und Buchillustration an der École nationale supérieure d’architecture et des arts décoratifs
1947 Mitglied der Gruppe „Jeune Peinture Belge“
1949–51 Mitglied der Gruppe CoBrA
1977 Erste umfassende Retrospektive im Carnegie Museum of Art in Pittsburgh und Auszeichnung mit dem Andrew-W.-Mellon-Preis für das Gesamtwerk
1983–87 Professur für Malerei an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris
 

Zum Werk

„Alles geschieht während der Arbeit (das ist ein Geheimnis der Malerei).“ 1

 

Pierre Alechinsky zählt zu den Protagonisten der Gruppe CoBrA, die während der Jahre 1948-1951 bestand, deren Ideen und künstlerische Konzeptionen jedoch weit über diese kurze Zeit hinweg wirksam blieben. Künstler und Schriftsteller aus Kopenhagen, Brüssel und Amsterdam schlossen sich zu einem kreativen Kollektiv zusammen und stellten die Weichen für die Kunst der Nachkriegszeit. Unter dem Einfluss des Surrealismus entwickelten die CoBrA-Künstler eine autonome Bilderwelt und expressive Figuration. Die Faszination der Darstellung des Irrealen, Unterbewussten und Zufälligen begleitet den Künstler Pierre Alechinsky sein Leben lang.
 

Bereits während seines Studiums an der Hochschule für Architektur und angewandte Kunst in Brüssel entwickelt Alechinsky eine Liebe zu Buchmalerei und Schriftkunst wie zum Papier als bevorzugtem Trägermaterial. Seine Affinität zur Literatur spiegelt sich in zahlreichen Wortspielen in seinen Werktiteln wider.
 

Angeregt durch die Freundschaft mit dem chinesischen Maler und Dichter Walasse Ting, beginnt Alechinsky in den frühen 50er Jahren sich intensiv mit ostasiatischer Kalligraphie auseinanderzusetzen. 1955 bereist er Japan und dreht den Film „Calligraphie japonaise“. Unter dem Einfluss der japanischen Tuschmalerei wird die schwarze Farbe zum bestimmenden Gestaltungselement. Ähnlich ostasiatischen Kalligraphiemeistern beginnt Alechinsky auf Papierbögen auf dem Boden zu arbeiten, was seiner gestischen Pinselführung und der spontanen Umsetzung kreativer Einfälle entgegenkommt.
 

1965 entsteht mit „Central Park“ sein erstes Acrylgemälde mit zeichnerischen „Randbemerkungen“. Diese „remarques marginales“ werden zu einem charakteristischen Gestaltungsmittel des Künstlers. Das meist in Acrylfarbe auf Papier gemalte zentrale Motiv wird an allen vier Seiten von Tuschzeichnungen eingerahmt. Die vollendete Arbeit wird später auf Leinwand aufgezogen.
 

Auf zahlreichen Reisen erweitert Alechinsky seine Bildsprache. Immer wieder entdeckt er neue Gestaltungsmittel und ungewöhnliche Trägermaterialien. Bis heute verwendet Alechinsky für seine Tuschzeichnungen und Randbemerkungen alte Zeichenpapiere, Manuskripte, Navigationskarten, Aktien, Rechnungen und andere Schriftstücke. In seinen Arbeiten entfaltet sich ein fantastischer Bilderkosmos von schier unendlichem Motivreichtum, in dem sich Schlangen, Fabelwesen, Vulkanausbrüche, Bäume und Schiffe, Meere und Gestirne finden. Das Sujet wird vom Künstler nicht im Vorhinein festgelegt. Das Bild entwickelt sich aus dem Zusammenspiel von körperlicher Aktion, spontaner Assoziation und spielerischer Transformation des Motivs.
 

Daniela Balogh

1) Pierre Alechinsky, zit. nach Achim Sommer (Hg.), Pierre Alechinsky. Werke aus fünf Jahrzehnten, 2005, S. 8.
Pierre Alechinsky1 / 3
Sans la Coquille2 / 3
Tranche de savoir3 / 3
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