Georg Baselitz

1938 geboren als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz (Sachsen), Deutschland
Lebt und arbeitet am Ammersee, Deutschland und in Imperia, Italien

Georg Baselitz

1938 geboren als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz (Sachsen), Deutschland
Lebt und arbeitet am Ammersee, Deutschland und in Imperia, Italien

Persönliche Daten

1956 Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Ost-Berlin
1957 Verweis von der Hochschule wegen "gesellschaftspolitischer Unreife"
1957 – 63 Studium an der Hochschule für bildende Kunst in West-Berlin bei Prof. Hann Trier
1961 nimmt den Künstlernamen Georg Baselitz in Anlehnung an seinen Geburtsort an
1978 Professur an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe
1983 – 88 Professur an der Hochschule der Künste in Berlin
1992 – 03 Professur an der Hochschule der Künste in Berlin
1999 Ehrenprofessur der Royal Academy of Arts in London
2000 Ehrenprofessur der Akademie der Bildenden Künste in Krakau
2004 Ehrenprofessur der Accademia di belle Arti, Florenz
2005 Verleihung des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst

Zum Werk

"Ein Gegenstand, auf dem Kopf gemalt, ist tauglich für die Malerei, weil er als Gegenstand untauglich ist. […] Die Richtigkeit der Darstellung wird nicht korrigiert. Mein Verhältnis zum Gegenstand ist willkürlich. Durch aggressive, dissonante Verkehrung der Ornamentik wird das Bild methodisch organisiert. Die Harmonie gerät ins Wanken, eine weitere Grenze ist erreicht." 1

 

Georg Baselitz ist als junger Künstler in der DDR schweren Repressalien ausgesetzt und übersiedelt 1957 in den Westen Deutschlands. Die dort vorherrschende abstrakt-gestische Malerei, vom Westen als Inbegriff von Freiheit und Individualität propagiert, ist ihm genauso suspekt wie die staatsgelenkte, erzählerische Kunst in der DDR.

Seine "Heldenbilder" von Anfang der 1960er Jahre zeigen einsame Antihelden der Nachkriegsgeneration, ganz im Gegensatz zum Menschenbild des sozialistischen Realismus. Der Künstler geht immer vom Gegenstand aus, die malerische und formale Umsetzung des Motivs ist für ihn jedoch das Wesentliche.
 

In den 60er Jahren entwickelt Baselitz eine Malerei, die immer mehr das Rohe, Unverbildete und Unmittelbare des Malaktes in den Vordergrund stellt. So beginnt er in den "Frakturbildern", zu denen die Arbeit "Hockender Hund" von 1968 gehört, Gegenstände zu zerlegen. Damit zerstört er nicht nur den einheitlichen Bildraum, sondern verringert auch die Bedeutung des Gegenstandes für die Erzählung; zugleich entstehen sehr dynamische Bilder. 1969 dreht Baselitz in "Der Wald auf dem Kopf" zum ersten Mal das Motiv um 180 Grad, um die malerischen Effekte in den Vordergrund zu stellen. Die Bilder mit auf dem Kopf stehendem Motiv bringen ihm Weltruhm ein. 
 

Seit den 90er Jahren wird Baselitz’ Malerei leichter, luftiger, der weiße Bildraum gewinnt an Bedeutung und sein selbst gewähltes "Dogma" der Motivumkehrung wird von ihm variiert. Motivisch beschäftigt sich Baselitz in den späten 90ern noch einmal mit Werken des sozialistischen Realismus. Den berühmten "Lenin auf der Tribüne" stellt er nicht nur auf den Kopf, durch eine fast pointillistische Auflösung wird die politische Bedeutung des Motivs in Malerei überführt. In letzter Zeit nimmt der Künstler in der Bildserie "Remix" seine Motive aus den frühen 60er Jahren wieder auf und behandelt sie malerisch neu.
 

Andreas Hoffer
 

1) Georg Baselitz: Texte, in: Georg Baselitz, Cantz Verlag, Ostfildern 1996, S. 182 ff.
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