Franz Kamlander

1920 geboren in Hainburg, Niederösterreich
1999 gestorben in Melk, Niederösterreich

Franz Kamlander

1920 geboren in Hainburg, Niederösterreich
1999 gestorben in Melk, Niederösterreich

Persönliche Daten

Der seit seiner Geburt sprach- und gehörlose Franz Kamlander verständigte sich mittels einer selbst erfundenen Zeichensprache. Bis zu seiner Einweisung in die Klinik lebte er zusammen mit seinem Bruder auf dem elterlichen Bauernhof und arbeitete dort als Knecht.

1957 wurde er in die Nervenheilanstalt Gugging eingewiesen
1981-1999 lebte er im „Haus der Künstler“ in Maria Gugging. Der Psychiater Leo Navratil gründete es 1981 für künstlerisch talentierte Patienten. Das Gebäude dient gleichermaßen als Wohnhaus, Atelier, Galerie und Kommunikationsraum.
1990 erhielten die „Gugginger Künstler“ den Oskar-Kokoschka-Preis für Verdienste um die zeitgenössische Kunst. Ihre Werke werden zur Art Brut gerechnet und sie selbst zählen zu den bekanntesten Künstlern dieser Stilrichtung.

Zum Werk

Franz Kamlander widmete sein Zeichentalent Zeit seines Lebens fast ausschließlich seiner persönlichen Vorliebe: der Darstellung von Tieren. Oft zeichnete er sie schnell aus dem Gedächtnis heraus. Seine besondere künstlerische Begabung fiel auf und Franz Kamlander wurde in das „Haus der Künstler“ in Gugging aufgenommen, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Vor allem die Kuh in allen denkbaren Farbvarianten wurde zum Leitmotiv von Franz Kamlander. Aber auch Pferde, Zebras, Giraffen, Tiger und Elefanten, wie auch der Mensch werden von ihm auf seine ganz individuelle Weise dargestellt. Die Tiere berühren mit ihrer schlichten Unmittelbarkeit und Eigenart.

Die Zeichnungen zeugen von einer guten Beobachtungsgabe und einer originellen Umsetzung. Der Künstler verknüpft signifikante Merkmale eines Motivs mit persönlichen Erfahrungen. So haben die bunten Tiere Charakter: sie sind kindlich lieb aber auch frech und böse, verloren und einsam oder aber arrogant und verwundert. Sie können aufgrund ihrer Körperzeichnung schwerfällig und unbeweglich, sowie leichtfüßig und wendig wirken.

Die Farbpalette ist kunterbunt und weicht meist von der Lokalfarbe ab. Einmal sind seine Kühe schwarz-weiß gefleckt und der Realität etwas näher, ein anderes mal Knallrot oder Blau, oder eine Giraffe wird statt Gelb-Braun einfach nur in einem gefühlvollen Rosa dargestellt.

Die Werke von Franz Kamlander transportieren somit auch persönliche Emotionen und Stimmungen. Mit einer lebhaften Umrisslinie aus Kohle wird das Motiv festgelegt. Sein Strich ist leicht und sicher, selten auch suchend. Anschließend wird der Körper dann innerhalb der Linie unregelmäßig ausgemalt. Eine ursprüngliche Malweise, wie man sie auch in Kindermalbüchern findet. Aber vor allem seine Bandbreite im Ausfüllen der Binnenfläche ist erstaunlich. Einerseits zeichnerisch mit Farbstift oder Wachskreiden in wurligen und manchmal wilden Kreisbewegungen, wie etwa beim Eulenmotiv. Obwohl bei der Eule der ganze Tierkörper dicht mit Bleistiftkringeln bedeckt ist, bleibt der respektierte Umriß der Figur und ihre Flügel deutlich erkennbar. Und andererseits malerisch, mit Wasser- oder Acrylfarben, wo die ganze Binnenfläche des Tierkörpers fast vollständig bedeckt ist. In der Blauen Kuh von 1992 wird zum Beispiel eine Farbkombination von blauer Deckfarbe auf grünen Farbstiftkreisen vorgeführt.

Nachdem Kamlander Analphabet war, erfand er seine persönliche Signatur, indem er ein dreizeiliges Schriftbild in einfachster zeichnerischer Form imitierte. Diese Signatur in Form von drei Schlangenlinien setzte er immer auffällig dekorativ in eine Bildecke neben sein Motiv und bleibt bis heute als die seine unverwechselbar.

Mela Maresch und Annette Stein
Franz Kamlander1 / 5
Kuh2 / 5
Kuh3 / 5
Kuh4 / 5
Eule5 / 5
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