Anselm Kiefer

Geboren 1945 in Donaueschingen, Deutschland
Lebt und arbeitet in Paris

Anselm Kiefer

Geboren 1945 in Donaueschingen, Deutschland
Lebt und arbeitet in Paris

Persönliche Daten

1966-1970 Kunststudium an der Staatlichen Hochschule der Bildenden Künste, Freiburg
1970-1972 Weiterführung des Studiums an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Joseph Beuys
1980 Deutscher Pavillon auf der 39. Biennale von Venedig (zusammen mit Georg Baselitz)
1982 Documenta 7, Kassel
1988 Kiefer erwirbt eine alte Ziegelfabrik in Höpfingen (bei Heidelberg, Odenwald); dort erarbeitet er sein umfangreiches Projekt Zweistromland.
1988 Kiefer erhält den „Wolf Prize in Arts“.
1991-1993 Kiefer verlässt Deutschland und unternimmt ausgedehnte Reisen durch Indien, Mexiko und China. Kurzer Aufenthalt in den USA.
1993 Kiefer verlegt sein Atelier in einen Industriegebäudekomplex auf einem 35 Hektar großen Grundstück in La Ribotte in Barjac, Ardèche, Frankreich.
1999 Praemium Imperiale der Japan Art Association für sein Lebenswerk
2000 Installation in der Chapelle de la Salpêtrière, Paris.
2008 Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels
2009 Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Pariser Opéra Bastille ist Kiefer mit der künstlerischen Leitung der Inszenierung „Am Anfang“ betraut.
2010 Kiefer beginnt seine Lehrtätigkeit als Professor am Collège de France in Paris.

Zum Werk

"Ich erzähle in meinen Bildern Geschichte, um zu zeigen, was hinter der Geschichte ist. Ich mache ein Loch auf und gehe hindurch" 1
Anselm Kiefer

Anlass und Inspiration für die Malerei Anselm Kiefers sind Mythologien germanischen, griechischen, ägyptischen sowie mesopotamischen Ursprungs. Für den Künstler spielt die Auseinandersetzung mit dem Erinnern, dem Gedächtnis und besonders auch mit der Vergänglichkeit und dem Vergessen eine eminent wichtige Rolle. Die Zeit des Nationalsozialismus und der Umgang mir ihr ist ein zentrales Thema seines Schaffens.

Mit seinen oft raumgreifenden Arbeiten möchte er Zeit erlebbar machen. Die großformatigen, antiheroischen Historienbilder mit zerfallenen Monumenten, verwilderten Plätzen und morbiden Landschaften zeigen eine von der Vergangenheit zerfressene, zerstörte Gegenwart. Verbrannte Erde, ausgedörrter Boden und brachliegende Felder, steinerne Hallen und verrostete Schiffe.


Gegen die Leere setzt Kiefer Namen in ungelenker Schreibschrift, Namen von Orten, von Göttern, von Personen, gelegentlich ganze Gedichtzeilen etwa von Ingeborg Bachmann oder Paul Celan. Das Bild „Für Paul Celan“ ist von dem wohl bekanntesten Werk des Dichters, der „Todesfuge“, inspiriert.

Anselm Kiefer nützt für seine Arbeiten die unterschiedlichsten Medien: Gouache, Aquarell, Fotografie, Objekte – wie etwa die schweren, verbrannt wirkenden Bleibücher – und natürlich Malerei. Seine Materialbilder haben zur Erweiterung dieser letzten Gattung beigetragen. Verwendung finden Haare, Sand, Erde, Lehm, Asche, Samen, Draht, Zweige im Gipsmantel, Textilien oder auch in Bronze gegossene abgeblühte Sonnenblumen. Kiefer arbeitet in den letzten Jahren besonders viel mit Materialien, die Vergänglichkeit ausdrücken. Blütenblätter oder andere organische Stoffe versinnbildlichen ebenso wie das Krustige, Zerbröselnde der Malerei, dass auch ein Kunstwerk vergänglich ist, dass Veränderung und Zerfall ein immanenter Bestandteil des Lebens sind.


Günther Oberhollenzer

1) Anselm Kiefer, zit. nach Wieland Schmied: Bleierne Meere und kosmische Räume – am Anfang war die Unendlichkeit, in: Anselm Kiefer. Am Anfang, Galerie Thaddaeus Ropac, Salzburg 2003, S. 24–45, hier S. 29.
Anselm Kiefer1 / 4
Für Paul Celan2 / 4
The fertile crescent3 / 4
Nur mit Wind mit Zeit und mit Klang4 / 4
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