Franz West

1947 geboren in Wien
2012 gestorben in Wien

Franz West

1947 geboren in Wien
2012 gestorben in Wien

Persönliche Daten

1977-82 Akademie der bildenden Künste, Wien (bei Bruno Gironcoli)
1990 vertritt Österreich auf der 44. Biennale in Venedig
1992-94 Professur an der Städelschule, Frankfurt
1993 Skulpturenpreis der EA-Generali-Foundation
1998 Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für moderne Kunst am Museum Ludwig, Köln
1992 documenta 9, Kassel
1997 47. Biennale Venedig
documenta X, Kassel
2007 52. Biennale Venedig
2011 erhält den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk auf der 54. Biennale in Venedig

Zum Werk

Der österreichische Künstler Franz West entwickelte seit den 1970er Jahren mit seinen Objekten und Skulpturen eine sehr spezifische Position. Traditionelle formale Regeln wurden von ihm angezweifelt und ein Kunstbegriff entwickelt, der die strikte Trennung von Kunst-Objekt und Betrachter/Benutzbarkeit aufhebt. So wurden seine „Passstücke“ erst durch die Verbindung mit einer Aktion, die Möbel-Objekte (Liegen) der 80erJahre erst durch das Aufliegen eines Besuchers zum Kunstwerk. Ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit ist der Umgang mit dem Material. Ob bei den Collagen und Plakaten, die immer deutliche Arbeitsspuren zeigen, oder bei Skulpturen und Objekten aus Pappmaché oder Metall, die Bearbeitung ist immer sichtbar, nichts ist glatt und perfekt und sie bekommen so einen beiläufigen, oft auch experimentellen Charakter.

Anfang der 1970er Jahre präsentierte West erstmals seine Serie „Passstücke“ für den menschlichen Körper. Einfache tragbare Gebilde aus Pappmaché und Gips, die wie Verlängerungen von Gliedmaßen wirken, stellen, so West, Neurosen oder Prothesen dar. Gleichzeitig entstanden Skulpturen, die amorphe Formen zeigen, West verglich diese Plastiken mit einem Lehmklumpen, einer freien Form, die nicht reglementiert ist, nicht idealtypisch pur und nicht geometrisch. Gips, Papiermaché und Polyester sind in dieser Zeit bevorzugte Materialien für West, sie ermöglichen eine offene Arbeitsweise.

In den 90er Jahren bekam Franz West den Auftrag, eine Skulptur für den Außenraum zu schaffen. Bei der Frage des Materials entschied er sich für Aluminium, das ihm eine ähnlich offene Arbeitsweise erlaubt. Die einzelnen Stücke werden gebogen und dann zusammengeschweißt. Das entstandene Objekt zeigt die Nahtstellen deutlich und entspricht so Wests Abneigung gegen einen allzu glatten Perfektionismus. Die in den folgenden Jahren entstandenen Skulpturen für Außenräume zeigen alle eine monochrome Farblackierung. Dabei treten hauptsächlich drei Farben auf, die er schon bei sehr frühen Materialbildern verwendet hatte und die aus seiner damaligen Seherfahrung resultierten: “Amts- oder Linsengrün“(bevorzugt in Schulen und Amtsstuben), “Kotbraun“ (beliebt als Fenster- und Türanstrich in Kleinbürgerwohnungen) und, wie bei der Skulptur „Sexualitätssymbol“ Rosa, beziehungsweise fleischfarben. Diese Farbe erinnert nicht nur an die menschliche Haut und Damenunterwäsche, sondern auch an Zahnprothesen und hat damit wohl auch einen biographischen Bezug zu West, dessen Mutter Zahnärztin war. Das grelle Rosa steht bewusst in starkem Kontrast zu den Farben der Natur. West geht davon aus, dass man weder die Formen, noch die Farben der Natur übertreffen könne, deswegen sollte man sie auch nicht imitieren.

Die Skulptur „Sexualitätssymbol“ (1999) der Sammlung Essl besteht aus zwei Teilen: einem Ring und einer länglichen Form. Diese entwickelt er aus den seit den 90er Jahren entstandenen, sogenannten “Wusten“ und “Quilzen“. Länglichen, am Boden liegenden Leibformen, auf denen man sitzen kann. In dieser Skulptur wird die Benutzbarkeit allerdings durch die Kombination mit dem Ring aufgehoben. Mehrere Jahre stand die Skulptur vor dem Essl Museum. Von Beginn an sorgte sie für große Aufmerksamkeit und Diskussion, bis sie in den letzten Jahren mehrfach wüst mit Schmähschriften beschmiert wurde und nach Restaurierungen nun auf einen neuen Standplatz wartet.

Franz West war einer der bedeutendsten und gerade auch für jüngere Generationen einer der einflussreichsten, österreichischen Künstler. In der Sammlung Essl ist sein Werk ab den frühen 1970er Jahren mit über 100 Arbeiten breit vertreten.

Andreas Hoffer

Quellen:
Eva Badura-Triska: „Wuste, Quilze oder Qwertze in der Natur“, in: Franz West. Die Aluskulptur, Innsbruck, Köln 2000.
Katharina Blaas-Pratscher (Hrsg): Veröffentlichte Kunst – Kunst im öffentlichen Raum, Band 4, Wien 1998.

Franz West1 / 5
Differential2 / 5
Unsere Eisenbahner und ihre Gewerkschaft/6/O.T.3 / 5
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Sexualitätssymbol5 / 5
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