Thomas Demand

1964 geboren in München, Deutschland
Lebt und arbeitet in Los Angeles (USA) und Berlin, Deutschland

Thomas Demand

1964 geboren in München, Deutschland
Lebt und arbeitet in Los Angeles (USA) und Berlin, Deutschland

Persönliche Daten

1987-1990 Akademie der Bildenden Künste, München
1990-1992 Staatliche Kunstakademie, Düsseldorf
1993-1994 Goldsmith’s College, London (MA Fine Arts)
2010/2011 Stipendium Getty Research Institute, Los Angeles
2011 Metzler-Saal, Städel Museum, Frankfurt (permanente Rauminstallation)
seit 2011 Professor für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg
 

Zum Werk 


„Man könnte meinen, der Ausgangspunkt für jedes Werk Demands sei der Moment, in dem er in seinem Atelier ein Papiermodell zu bauen beginnt, doch tatsächlich spielen viele Impulse zusammen, ehe er sich auf den mühseligen Prozess einlässt, die Konstruktion dieser Modelle in Angriff zu nehmen und dann herauszufinden, wie er sie am besten fotografieren kann.“1 (Mark Godfrey)
 
In der Kunst von Thomas Demand ist der Fokus auf einen historischen Moment gelegt, den der Künstler reflektiert und Facetten davon ästhetisiert. Geschichte ist stets Basis, Ausgangspunkt und Quelle seiner Kunstwerke. Diese spürt Demand in Fotografien und anderen Medien, persönlichen Erinnerungen oder alltäglichen Orten seiner Vergangenheit auf. Die Besonderheit seines Schaffens konstituiert sich jedoch erst mit der eigentlichen (Re‑)Konstruktion und Stilisierung von Geschichte. Dafür verwendet er stets das Material Papier, um ein Modell im Maßstab 1:1 zu schaffen, das auf die Wirklichkeit verweist, wenngleich Schrift und Mensch selbst stets absent sind. Dieses wiederum reproduziert Thomas Demand mit Hilfe der Fotografie, um darauffolgend seine geschaffene Skulptur zu vernichten. Dadurch wird das fotografische Produkt zu einem Dokument, das auf das eigentliche Kunstwerk verweist und zum letzten Beweis dessen avanciert. Im Weiteren setzt sich der Künstler mit theoretischen Diskursen auseinander, die komplexe Fragen umkreisen: von Erinnerung und Gedächtnis; Medium und Reproduktion; Abbild und Wirklichkeit; bis hin zur Wahrnehmung. Für die Betrachtenden erschließt sich der Gehalt seiner Fotografien schließlich erst mit zunehmender Beschäftigung, da oberflächlich betrachtet oftmals kein offenkundiger Verweis auf die Geschichte zu erkennen ist. Thomas Demand fordert diesbezüglich das Gedächtnis und die Erinnerung der Betrachtenden heraus.
 
In Demands Werk „Podium“ von 2000 ist lediglich ein leeres Rednerpult und ein dahinter befindliches überdimensioniertes Logo mit den Jahreszahlen 1389 / 1989 zu erkennen. Demand bezieht sich hier auf Milosevics historische Rede zum 600. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld am 29. Juni. Milosevic deutete die Schlacht für seine Zwecke um und  missbrauchte sie zur Vorbereitung von Krieg und ethnischer Säuberung.
 
Die Heldenorgel im Bürgerturm der Burg Kufstein war von 1931 bis 2010 in Betrieb. Jeden Tag um 12 Uhr mittags wurde mit ihr das Lied „Alte Kameraden“ gespielt, um an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zu erinnern. Demand hat dabei interessiert, dass hier Betroffene selbst eine ganz spezielle Form der Erinnerung geformt haben und dafür das Geld selbst von 1918 bis 1931 gesammelt hatten - eine Form von lebendiger Erinnerung - ganz anders als ein klassisches verordnetes Denkmal.
 
 
Thomas Ochs und Annette Stein
 
1) Mark Godfrey, „Entscheidungsfindungen“, in: Thomas Demand. Nationalgalerie, AK Nationalgalerie Berlin; Göttingen: Steidl Verlag, 2009, S. 1‑12, hier S. 1.

Thomas Demand1 / 3
Podium2 / 3
Heldenorgel, 20093 / 3

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