seit 2002 Ausstellungsprojekte im Schinkel Pavillon Berlin
Zum Werk
Nina Pohl monumentalisiert Landschaftsausschnitte zu bildsprengenden Hochformaten. Mit ungewöhnlicher Tiefenschärfe, Vergrößerung
oder Belichtung bildet sie Wirklichkeit ab, die oft künstlich erscheint. Pohls Landschaften schweben zwischen Erzählung und
Unendlichkeit, Tatort und Meditation, Abstraktion und Gegenstand. Scheinbar unberührte Natur entmystifiziert sie mit Elementen
aus der Alltagswelt, wie herumliegendem Müll oder Touristen, die erst bei genauer Betrachtung wahrzunehmen sind. In den aktuellen
Arbeiten zitiert Pohl Ausschnitte aus Landschaftsgemälden des 19. Jahrhunderts und kombiniert sie mit neuem Bildmaterial. In der Arbeit „Ohne Titel“ von 2004 zoomt Pohl einen Wasserfall ins Blickfeld. Die weißen Schleier des zerstäubenden Wassers
schieben sich vom linken Bildrand ins Zentrum. Im Kontrast zum Weiß der Gischt kräuseln sich die im Flussbett aufeinanderprallenden
Wassermassen im Vordergrund zu farbigen Strukturen aus Schwarz, Weiß, Gelb und Grau. Das Auge des Betrachters ist gefordert,
die geballten Farbinformationen zu verarbeiten und das verschwimmende Bild scharf zu stellen. Das fotografische Abbild rückt
in die Nähe der Abstraktion und wird stellenweise der Malerei zum Verwechseln ähnlich. Am linken oberen Rand sind Menschen
zu sehen. Natur ist die Attraktion der Miniaturmenschen im Bildhintergrund und des Betrachters vor dem Bild. Das Eindringen
des Menschen in die Natur und die damit verbundenen Veränderungen werden in der Bearbeitung durch die Fotografin und als Motiv
in der Aufnahme sicht- und spürbar. Das Abbild der Natur wird zum optisch verfremdeten Ereignis, zur teilweise surrealen Inszenierung. Mela Maresch