Tobias Rehberger

1966 geboren in Esslingen am Neckar, Deutschland
Lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und Berlin

Tobias Rehberger

1966 geboren in Esslingen am Neckar, Deutschland
Lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und Berlin

Persönliche Daten

1987-93 Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt am Main
1997 Biennale Venedig
2000 Teilnahme an "In Between - Das Kunstprojekt der Expo 2000", Hannover
2001 Otto-Dix-Preis der Stadt Gera
2001 Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt am Main
2009 Goldener Löwe der Biennale di Venezia

Zum Werk

 
„Ich glaube nicht, dass Kunst deswegen Kunst ist, weil irgendwie in ihrem Inneren etwas steckt, was  sie zur Kunst macht. […] Ich denke das ist Anschauungssache.“1
 
Tobias Rehbergers Oeuvre erstreckt sich von Skulpturen, Konzepten, Aktionskunst, Grafik und Malerei bis hin zu Bauwerken und ist in sich stark konzeptuell. Die Skulpturen erfüllen oft eine soziale oder architektonische Funktion. Das so geschaffene Objekt autonomisiert sich von den gängigen Kategorien und wird somit zum diskursiven Gegenstand, der zwischen den Polen der Funktionalität und der Ästhetik schwankt. Im Rahmen der 53. Biennale in Venedig im Jahr 2009 entstand die Arbeit „Was du liebst, bringt dich auch zum Weinen“, eine als Cafeteria genutzte Skulptur aus Verbundmaterial mit Mustern - schwarzweiß und neonfarben, Streifen und Punkte – ebenso Tarnobjekt wie optische Illusion. Die 406 Meter lange Brückenskulptur „Slinky Springs to Fame“ in Oberhausen (D) besteht aus Betonteilen in 16 verschiedenen Farben und ist umwickelt mit einer überdimensionalen Metallspirale. Trotz der offensichtlichen Funktionalität dieser Arbeiten sieht sich Rehberger nicht als Gestalter von Räumen oder Gegenständen.
 
„Ich mache Skulpturen, die dann auch Cafés sind, oder Skulpturen die dann auch Brücken sind. Hier handelt es sich um diese Perspektiven-Frage: Was ist was und unter welchen Umständen?“
 
Rehbergers „Mütter“-Skulpturen haben Modellcharakter. In der Anfangsphase waren die Mütter komplexe Objekte wie Häuser und Garagen, später verkleinerte er die Form auch und reduzierte auf Skulpturen, die in einem klassischen Ausstellungsraum Platz finden. Wer ein Zertifikat erwirbt, darf Söhne und Töchter in freier Form von der Mutterskulptur ableiten, Bau- oder Handlungsanleitung gibt es dafür keine. Die nachgebaute Skulptur wird nach Einreichung mit Foto beim Studio Rehberger ins Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen.
 
„Diese Idee von Fortpflanzung ist da schon so drin, wie das eigentlich auch sonst funktioniert, dass man sozusagen die Gene weitergibt und man dadurch überlebt, obwohl man schon lang als Gesamtheit nicht mehr existiert. Und so kann ich eigentlich in alle Ewigkeiten Arbeiten produzieren.“
 
Mit seiner Idee des Modells stellt er das Wesen des Originals als fertiges Werk in Frage. Rehbergers Gestaltungspraxis spielt mit der Wahrnehmung, sowohl formal als auch inhaltlich: die oft grellen Farben, das Spiel mit Licht und Schatten, das seine Skulpturen auslösen, die Anmutung einer Warenform, die ästhetische Prämisse, welche der Funktionalität im Wege steht. Mit all dem führt Rehberger zu der Frage, welche Konstellation ein Kunstwerk aufweist, was es von einem Alltagsgegenstand unterscheidet und welche Rolle der Dritte als Betrachter oder Konsument spielt.
 
 
Erwin Uhrmann

1) Alle hier angeführten Zitate von Tobias Rehberger sind dem Blog von Erwin Uhrmann entnommen, welches auf  einem Interview mit dem Künstler vom 24.06.2011 basiert. - Erwin Uhrmann, „In alle Ewigkeiten Arbeiten produzieren“, in: https://esslmuseum.worldpress.com/2011/06/24/“in-alle-ewigkeiten-arbeiten-produzieren“, [zuletzt aufgerufen am 07. Mai 2015].
Tobias Rehberger im Essl Museum, 20111 / 3
mother spiral (stairs), 20112 / 3
mother table (a doghouse), 20113 / 3
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