Universität der Künste, Klausenburg/Cluj-Napoca, Rumänien (Prof. Andras Koos)
1986
zieht nach Wien
1999
Biennale Internationale di Firenze (Goldmedaille für Skulptur)
2007
Beijing Art Fair, Peking
Zum Werk
„Die Schönheit bzw. die Hässlichkeit dürfen für den Künstler in seinem Tun, beim Schaffen, keine Begriffe sein.“ (Virgilius
Moldovan) Voluminös, riesenhaft, real und teilweise übersteigert präsentieren sich die Figuren von Virgilius Moldovan. Bei ihm ist jeder
noch so verlebte Körper gut aufgehoben. Zellulitis, Übergewicht und Alterserscheinungen haben ihre Ästhetik. Moldovan arbeitet
nach Fotografien von Modellen. Er formt, was ihn interessiert, und übersteigert es so, dass es der Realität entspricht und
doch über sie hinausgeht. Die Herstellung seiner Plastiken braucht viel Sorgfalt und Zeit. Meist arbeitet der Künstler an
einer Figur über ein halbes Jahr. Zuerst entsteht eine Tonfigur, von der ein Gipsnegativ angefertigt wird. Die Gipsnegative
werden mit Silikon ausgespachtelt und diese Teile dann zur Figur zusammengesetzt. Im einfallenden Tageslicht schimmert das farbendurchwobene Silikon wie milchig weiße, frisch eingeölte Haut, die wie Marmor
mit bläulichen Adern durchzogen ist. An Fingern, Ohren und um die Augen herum verfärbt sich die Haut rötlich bis lila und
purpur. Seit etwa 2000 färbt Moldovan das Silikon in mehreren Schichten, womit er eine malerische Oberfläche erzeugt, die
seinen Figuren etwas unglaublich Lebendiges und Magisches verleiht. Im Werk „Heilende Akrobatik“ (2008) sind die zwei Päpste Ratzinger und Wojtyla Rücken an Rücken, wie ein turnendes Paar, miteinander verbunden. Sie haben sich untergehakt, der eine beugt sich vor
und zieht den anderen hoch. Die Skulptur hat laut Künstler auch eine kosmische Dimension – der Kampf der Menschen gegen die
Anziehungskraft der Erde und das Unvermögen, dagegen anzukommen. Die Päpste tragen Unterhosen und Kopfhäubchen. Ihre vom Leben
stark gezeichneten Körper sind altersgeplagt und vom gebeugten Dienen ausgezehrt. Geschwollene Adern, knochige, knorpelige
Wucherungen, bläuliche, rötliche und gelbe Verfärbungen der schlecht durchbluteten alternden Haut und Muskelschlaffheit werden
dem Betrachter offenbart. Es überrascht nicht zu hören, dass Moldovan als Künstler Lucian Freud, den Maler des Fleisches, am meisten schätzt. Die realistischen
Porträts des Briten zeigen Menschenbilder an der Grenze zum Grotesken. Moldovan interessiert als Bildhauer das, was Lucian
Freud als Maler beschäftigt. Mela Maresch