GÜNTER BRUS

Werke aus der Sammlung Essl
Mi, 30.09.1998 - Do, 31.12.1998

GÜNTER BRUS

Werke aus der Sammlung Essl
Mi, 30.09.1998 - Do, 31.12.1998

Schömer-Haus

Aus Anlaß des 60. Geburtstags des Künstlers widmet die Sammlung Essl Günter Brus eine Ausstellung seines vielschichtigen Schaffens. Die Schau, die ausschließlich aus den Beständen der Sammlung Essl zusammengestellt ist, präsentiert Werke aus allen Schaffensperioden des Künstlers von 1960 bis heute.

An die 85 Arbeiten, Aktionsfotos, Zeichnungen und Bild-Dichtungen hat das Sammlerehepaar Agnes und Karlheinz Essl zusammengetragen und somit einen vielfältigen Einblick in das komplexe Oeuvre von Günter Brus ermöglicht. "Es muß wohl Ende der 70er Jahre gewesen sein, als ich die Bild-Dichtungen erstmals sah. Ich war ergriffen vom Strich des Künstlers und der Kombination von Zeichnung und Schrift", schildert Karlheinz Essl seine erste Begegnung mit den Werken von Brus.
 

Die Kollektion der Arbeiten von Günter Brus in der Sammlung Essl ist die größte Brus-Sammlung in Österreich und ihre Auswahl kann durchaus auch international bestehen. Den Schwerpunkt ihrer Sammlungstätigkeit legten Agnes und Karlheinz Essl auf den Erwerb von großformatigen Bild-Text-Arbeiten aus den 80er und 90er Jahren. Ergänzt wird diese Auswahl neuerer Bilder durch Werke älterer Werkphasen. So läßt sich der Werdegang des Künstlers vom abstrakten Expressionismus bis hin zu den "Selbstbemalungen" mit Hilfe von frühen informellen Werken, Aktionszeichnungen und der gesamten Aktionsmappen-Edition verfolgen.

Auch die 70er Jahre sind mit Werken repräsentativ vertreten, die die Entwicklung des Künstlers vom Zeichner zum Bild-Dichter belegen. Die beeindruckende Komplexität der Brusschen Bild-Sprach-Kunst wird besonders deutlich durch das literarische und bimediale 72-teilige Hauptwerk "Weisser Wind" aus den 80er Jahren.
 

Großformatige Werke der 80er und 90er - zum Teil auf Leinwand - dokumentieren die ungeheure Schaffenskraft von Brus. Hier sind insbesondere die Werke "Vertikalschmerz", "Neuer Schilfgesang" und die Bild-Dichtung "Das Inquisit" zu nennen. Mit 29 Jahren, im Sommer 1968, ist der damalige Aktionist und heutige Staatspreisträger Günter Brus wohl der umstrittenste Künstler Österreichs. Auf Grund seiner "Körperanalyse" im Rahmen der Veranstaltung "Kunst und Revolution" an der Wiener Universität erklärt man Brus in einer Pressekampagne zum "meistgehaßten Österreicher".

Inzwischen sind weitere 30 Jahre im Leben des Künstlers vergangen und Brus wird als einer der herausragendsten und vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten des Landes geschätzt und gefeiert. Sowohl sein Beitrag zum österreichischen Aktionismus in den 60er Jahren wie auch seine seit den 70er Jahren enstehenden bildnerisch-literarischen Grenzüberschreitungen sind ein unauslöschlicher Bestandteil der österreichischen Kunstgeschichte.
 

Brus, der als Zeichner in der Nachfolge von William Blake und Alfred Kubin gesehen wird, ist, auf Grund seiner farblich-malerischen und sprachlichen Qualitäten, die besonders in seinen großformatigen Werken augenscheinlich werden, ebenso im internationalen Kontext von Künstlern wie Cy Twombly und Dieter Roth verankert. Auch merkt man an seinen zeichnerischen Bild-Dichtungen, daß der körperliche Einsatz von Brus nicht auf seine Aktionskunst beschränkt geblieben ist. "Aus jeder vibrierenden Linie einer Zeichnung spricht eine aktionistische Arbeitsweise, die sich gegen eine funktionalistisch-rationalistische Verengung menschlichen Daseins wendet", analysiert die Kunsthistorikerin und Brus-Spezialistin Johanna Schwanberg in ihrem Katalogbeitrag die Werke des Künstlers.
 

Am Besten ist das Schaffen von Brus in seiner Gesamtheit zu verstehen, wenn man die aktionistischen, die zeichnerisch-malerischen und die literarisch-philosophischen Arbeiten als ein Gesamtkunstwerk sieht.

Die Ausstellung im Schömer-Haus ermöglicht dem Besucher diese Betrachtungsweise auf das Werk eines der faszinierendsten Künstler der Gegenwart. Ein umfassender Katalog zur Ausstellung dokumentiert die gesamte Brus-Kollektion in der Sammlung Essl und liefert mit der retrospektiven, von Johanna Schwanberg verfaßten Werkbiografie einen wesentlichen Beitrag zur Rezeption der Werke von Günter Brus.

Günter Brus1 / 3
 
Günter Brus2 / 3
Günter Brus und Prof. Karlheinz Essl3 / 3
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