WIEN MODERN 2007

Strange Encounters

WIEN MODERN 2007

Strange Encounters
So, 11.11.2007, 19:30 Uhr

Das Schömer-Haus

Der alljährliche Kompositionsauftrag der Sammlung Essl erging diesmal an Jennifer Walsh, die sich als starke Künstlerpersönlichkeit voll skurriler Fantasie einen internationalen Namen gemacht hat. Ihre musiktheatralische Arbeit operiert mit der Architektur des SCHÖMER-HAUSES, dessen Aufzüge ebenso zum Einsatz kommen wie das käfigartige Stiegenhaus.
Musik an den Rändern – dies könnte das Motto des heutigen Konzertes sein, das MusikerInnen und KomponistInnen aus England und Irland ins Zentrum rückt. Der in diesen Landen beheimatete doppelbödige Humor durchzieht das Programm des Abends, an dem drei brandneue Stück zur Uraufführung gelangen. In ihnen wird das oftmals genau abgezirkelte Terrain der Neuen Musik erweitert, indem bewußt Randbereiche und Grenzphänomen aufgesucht werden, wodurch sich eine gewisse Nähe zu verwandten Künsten wie Theater oder Performance ergibt.

Die irische Komponistin Jennifer Walshe – schon mehrmals Gast des Festivals WIEN MODERN – hat im Auftrag der Sammlung Essl ein neues Werk geschrieben, das die eindrückliche Architektur des SCHÖMER-HAUSES als mehrdimensionale Bühne nutzt, in der ein abgründiges Musikdrama in Szene gesetzt wird. Neben herkömmlichen Instrumenten kommen neben Mundharmonikas auch eine Vielzahl merkwürdigster Klangerzeuger zum Einsatz. Den Vokalpart übernimmt die Komponistin selbst, die als Stimmartistin auch eine gefragte Performerin und Improvisatorin ist.

Claudia Molitor und Christopher Fox haben eigens für diesen Abend neue Stücke komponiert, die dem aus London stammenden Ensemble Apartment House auf den Leib geschrieben sind. Diese 1995 von Anton Lukoszevieze gegründete Formation hat sich mit grenzüberschreitenden Projekten zwischen Neuer Musik, Performance, Happening und Fluxus eine internationalen Ruf erworben.

Wir freuen uns, diese wunderbaren MusikerInnen heute bei uns zu Gast zu haben. Sie haben das normalerweise als Bürogebäude genutzte SCHÖMER-HAUS völlig umgekrempelt und es in einen Kunstraum verwandelt, woKlang, Bewegung und Architektur immer neue Verbindungen eingehen.

Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Essl
Musikintendant der Sammlung Essl



Programm

Claudia Molitor (* 1974): Untitled [fizzy painting makes me happy] (2007)
für Ensemble
Uraufführung

Christopher Fox (* 1955): The Erosion of Memory (2007)
für Ensemble
Uraufführung

Jennifer Walshe (* 1970): My Extensive Relationship with Mr. Steven Patrick M. (2007)
für Stimme und Ensemble
Kompositionsauftrag der Sammlung Essl - Uraufführung


Ausführende

Apartment House (London)

Janne Rattya: Akkordeon
Anton Lukoszevieze: Violoncello
Christopher Redgate: Oboe
Andrew Sparling: Klarinette
Richard Benjafield: Schlagzeug

Jennifer Walshe: Stimme

Tontechnik: Dieter Treibenreif



WERKEINFÜHRUNGEN

Claudia Molitor: Untitled [fizzy painting makes me happy]

Untitled [fizzy painting makes me happy] spielt, wie viele Kompositionen von Claudia Molitor, mit dem Bekannten und Unbekannten in Klängen. Für sie sind nicht nur die Klänge selber wichtig, viel mehr spielt auch der Zusammenhang in dem sie auftauchen eine große Rolle. Das Unbekannte kann sehr abschreckend wirken, wenn das Bekannte nicht in der Nähe ist um Halt zu bieten. Wiederum das Bekannte kann geradezu erstickend scheinen, wenn nichts Unbekanntes in der Nähe ist um alles ein wenig zu beleben. «Mich interessiert sehr, was als nächstes passiert. Wie viele andere Menschen auch leide ich gelegentlich unter einem Kontrollwahn, aber meistens freue ich mich über Überraschungen. Aus diesem Grund bewegt sich die Partitur zwischen ‹exakter›, konventioneller und sehr grafischer unbestimmter Notation. Damit bewegt sich die Kontrolle zwischen Komponist und Aufführenden.» Letztendlich ist aber der Zusammenhang der Musik und die Bedeutung, die sie dadurch erhält in der Hand des Zuhörers.


Christopher Fox: The Erosion of Memory

«Musik ist für mich zuallererst jene Kunst, die mit Zeit und Gedächtnis spielt.» Christopher Fox lässt in The Erosion of Memory die Musik von einer Gruppe Musiker produzieren, deren Geräusche Platz einnehmen – sowohl physischen Platz, als auch einen Platz in der Zeit und zu guter Letzt einen Platz in unserem Gedächtnis. «Was mich an dieser Arbeit interessiert hat war die Absicht eine Musik zu komponieren, die absichtlich versucht keine Aufmerksamkeit auf sich selbst zu legen. Sie versucht nicht vorzuschreiben, wie sie gehört werden, oder wie man sich an sie erinnern muss. Sie ist, was sie ist, einzig auf Grund dessen, wie wir uns entscheiden sie zu hören


Jennifer Walshe: My Extensive Relationship with Mr. Steven Patrick M

Jennifer Walshe die sich als starke Künstlerpersönlichkeit voll skurriler Fantasie einen internationalen Namen gemacht hat verspricht: «In meinem Stück wird es Angelschnüre, an Seilen aufgehängte Kassettenrekorder, sehr viele Mundharmoniken und Oboisten und Klarinettisten, die als Lift-Boys Fahrstuhl fahren geben.» Ihre musiktheatralische Arbeit operiert mit der Architektur des SCHÖMER-HAUSES; nicht nur dessen Aufzüge kommen zum Einsatz sondern auch das käfigartige Stiegenhaus und die umlaufenden Galerien.

Dieses Werk ist der alljährliche Kompositionsauftrag der Sammlung Essl, der im Rahmen des Festivals WIEN MODERN zur Uraufführung gelangt.



Komponisten


Claudia Molitor

Geboren 1974 in Deutschland. Studium an der Sussex University: «Music and Media». 2004 Abschluss des Kompositionsstudiums bei Michael Finnissy. Gemeinsam mit Patrick Harrex Gründung des Soundwaves Festivals. Aufführung ihrer Werke durch Michael Finnissy, Frode Haltli, Rolf Hind, Philip Howard, EXAUDI, Gemini Ensemble und das Pierrot Lunaire Ensemble Wien. Aufführungen ihrer Werke unter anderem bei folgenden Festivals: Brighton Festival Fringe, London New Wind Festival, fuseleeds, Spitalfields Festival und beim Summer Institute for Contemporary Performance Practice in Boston/USA. 2006 Kompositionsauftrag des Queens College Cambridge für Oh Du Kleines Kabinett. 2006/2007 Teilnahme am «Adopt a Composer» Programm, dadurch Zusammenarbeit mit dem City of Southampton Orchestra.

Website: www.claudiamolitor.org


Christopher Fox

Geboren 1955 in York/Großbritannien. Kompositionstudium bei Hugh Wood, Jonathan Harvey und Richard Orton. 1981 Kompositionspreis der Performing Right Society of Great Britain. 1984-94 composer-in-residence bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt. 1987 Stipendium des DAAD in Berlin. Seit 1994 Professor für Komposition an der University of Huddersfield. 1996 Mitherausgeber des Buchs „Von Kranichstein zur Gegenwart. 50 Jahre Darmstädter Beiträge zur Neuen Musik“. Seit 2006 Professor an der Brunel University, London.

Website: www.foxedition.co.uk


Jennifer Walshe

Geboren 1974 in Dublin/Irland. Kompositionsstudium bei John Maxwell Geddes an der Royal Scottish Academy of Music and Drama und bei Kevin Volans in Dublin. 2000 Diplom an der Northwestern University Chicago bei Amnon Wolman und Michael Pisaro. 2000 Kranichsteiner Musikpreis und Preis der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt. 2002 Leitung eines Kompositionskurses bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt. 2002/03 Nominierung für den Gaudeamus Foundation Kompositionspreis. 2003 Stipendiatin auf Schloss Solitude, Stuttgart. 2004 Stipendiatin des DAAD in Berlin.Aufführungen ihrer Kompositionen in Europa, den USA und Kanada bei renommierten Festivals wie den Wittener Tagen für neue Kammermusik, den Donaueschinger Musiktagen, dem Huddersfield Con-tem-porary Music Festival, Wien Modern, SoundField/Chicago, den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik/Darmstadt und bei Music at the Anthology/New York . Daneben Auftritte als Improvisations-künstlerin als Teil des experimentellen Duos nolimetangere sowie mit Musikern in Chicago und Europa.

Website: www.milker.org



InterpretInnen


APARTMENT HOUSE

Das 1995 vom Cellisten Anton Lukoszevieze gegründete Ensemble ist nach dem Stück Apartment House 1776 von John Cage benannt. In seinen Auftritten verbindet es die Offenheit experimenteller Musik, Elemente der europäischen Hardcore-Avantgarde und die freudige Anarchie von Cornelius Cardews Scratch Orchestra zu einem breiten Spektrum akustischer und theatraler Situationen. Durch flexible Besetzung werden Aufführungen unterschiedlichster Werke ermöglicht. Zahlreiche Ur- und Erst-aufführungen und Komponistenportraits von Christian Wolff, Luc Ferrari, Gerhard Stäbler, Dieter Schnebel, Christopher Fox, Laurence Crane, Helmut Oehring, Clarence Barlow, Philip Corner, James Clarke und Richard Ayres. CD-Einspielung der frühen Kammermusik von Cornelius Cardew. Radioübertragungen durch BBC Radio 3, Danish Radio, Swedish Radio 2 , WDR Köln und Deutschland-funk.
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