Literatur im Museum

7 junge Schriftsteller erkunden das Essl Museum
Mi, 07.11.2012 - Mi, 05.12.2012

Literatur im Museum

7 junge Schriftsteller erkunden das Essl Museum
Mi, 07.11.2012 - Mi, 05.12.2012

Essl Museum

Literatur trifft auf Museum – eine literarische Erkundung, wie es sie bisher noch nicht gab. Das Essl Museum gab sieben jungen Autorinnen und Autoren eine Carte blanche zum Stöbern und Schreiben.

November/ Dezember 2012

Es entstanden 7 völlig unterschiedliche Texte, die von Begegnungen im Museum, von einsamen Sitzungen in den Kunstdepots, die Erinnerungen heraufbeschwören bis hin zu minutiösen Rekonstruktionen einzelner Werke reichen. Die stilistische Vielfalt reicht vom Mehrebenentext über den Essay bis zum Dramolett.
Im Rahmen einer Lesereihe werden die Autorinnen und Autoren ihre so entstandenen Texte an verschiedenen – darunter auch für gewöhnlich unzugänglichen – Orten im Museum vortragen. Der Eintritt zu allen Lesungen ist frei!
Zur Lesereihe erscheint im Limbus Verlag die Anthologie „Literatur im Museum“, in der alle Texte enthalten sind.

LESEREIHE „LITERATUR IM MUSEUM“

Linda Stift
07.11., 19 Uhr, Essl Museum

Linda Stift forscht in ihrem Text Sollbruchstellen auf den Spuren des Künstlers Franz Zadrazil (1942-2005). Inspiriert von den alten Fassaden Zadrazils dringt die Autorin in ihre eigene Vergangenheit vor. Ihr Weg führt sie, ausgehend vom Museum, wo sie Werke von Zadrazil, in denen er die Städte Wien, Paris und New York thematisiert, betrachtet, hinaus ins wirkliche Leben, wo sie Andrea Kasamas, die Ehefrau Zadrazils, trifft und von dieser in das Atelier des Künstlers geführt wird.
 

Philipp Traun
14.11., 19 Uhr, Depot, Essl Museum

Philipp Trauns Minidrama mit dem Titel ohne Titel, Ausdruck auf Papier, 11,5 cm mal 19 cm, WIEN 2012, in dem ein Paar das Museum besucht und sich dabei im Sinnverlust durch die Kunst ausgeliefert sieht ist ein Hadern mit der Museumsöffentlichkeit, in der man ebenso beobachtet, wie man auch beobachtet werden kann. Trauns Protagonisten erliegen dem Klischee Museum, sie wollen sich erst gar nicht auf die Kunst einlassen; sie sind bourgeois bohemian, jeder eine personifizierte Groteske.


Gabriele Petricek
24.11. (Sa, im Rahmen des Open House), 16 Uhr, Essl Museum

Gabriele Petricek hat sich minutiös mit der Videoabeit Mary von Bill Viola (*1951 in New York, USA, lebt in Kalifornien) beschäftigt. Ihr Text Labor des Lebens ist synchron nahe an diesem Video, das in Superzeitlupe eine Forscherin zeigt, die im Labor ihre Augen von einem Mikroskop abwendet und aus ungeklärten Gründen in Tränen ausbricht. Aus ihrer intensiven Betrachtung formuliert sie eine Vermutung, die in ihrer akkuraten Präzision und Verantwortung dem Werk gegenüber unvergleichlich ist und transformiert damit das Werk Violas zu Literatur, zu einem neuen, eigenständigen Werk, welches das Original hinter sich lässt.
 

Johannes Gelich
25.11. (So, im Rahmen des Open House), 15 Uhr, Depot

Johannes Gelich verwebt in seinem Text Image of child No. 2 einen Besuch im Depot des Essl Museums mit einem Ausflug in die Vergangenheit. Im Depot im Bauch des Essl Museums, mit allen Sammlungswerken, lässt er sich vor einer Wand mit Werken von chinesischen Künstlern einsperren um seinen Protagonisten vor einem großformatigen Werk eine Reise in seine Vergangenheit, als er Chinesisch lernte, antreten zu lassen.
 

Thomas Stangl
28.11., 19 Uhr, Essl Museum

Thomas Stangls literarische Erkundung mit dem Titel Türen (Chinese Publishing) setzt bei der Busfahrt zum Museum ein und bewältigt von dort Schwelle um Schwelle, bis der Autor sich in der Welt des Künstlers spiegelt: „Du bekommst Zugang zu einem Raum, in dem ein anderer Mensch mit sich allein ist.“ In Stangls essayhaften Betrachtungen finden sich Werke von Anselm Kiefer, Maria Lassnig und Franz Zadrazil, die er bei zahlreichen Besuchen im Essl Museum vorfand. Er beschreibt den Spagat zwischen Künstler und Kunstwerk, zwischen Intimität und inszenierter Öffentlichkeit.


Hermann Niklas
05.12., 19 Uhr, Essl Museum

Hermann Niklas’ Text Berg verwebt mehrere Ebenen, wobei jene des Betrachters – die seine eigene sein mag – nicht fehlt. Berg zeigt, wie fließend die Grenzen zwischen Textsorten in der Literatur einerseits, zwischen Wahrnehmung und dem Gegenstand der Betrachtung andererseits sind. Sein Text ist ein Fluss, der sich in ein Delta verästelt und dennoch an der Quelle bleibt. Niklas diente das Werk Tönend wie des Kalbs Haut die Erde des Künstlers Anselm Kiefer, das er bei seinen Besuchen im Essl Museum intensiv kennenlernte, als Grundlage ebenso wie das von Karlheinz Essl komponierte Musikstück Gold.Berg.Werk, welches nahezu hörbar im Text mitschwingt.


Ariell Cacciola
(kein Lesetermin, Text im Buch Literatur im Museum enthalten
)
Ariell Cacciola dienten die Kuh-Bilder von Franz Kamlander, Acryl-Malereien und Bleistift-zeichnungen von Kühen, in Musterung und Farbe unterschiedlich, als Grundlage für ihre lyrisch-prosaische Erzählung, die den Leser an einen Abgrund führt. Ihre präzisen Beschreibungen verwischen räumliche und lebenszeitliche Grenzen und fordern die Natur heraus. Durch das Werk eröffnet sie ein Wurmloch ins Leben, das roh und ungeschützt existieren muss. Ariell Cacciolas Text ist zweisprachig im Buch Literatur im Museum abgedruckt und wurde von Marlon del Mestre vom Amerikanischen ins Deutsche übertragen.

MARKUS BACHER1 / 1
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